Stichworte und Definitionen


Stichworte und Definitionen (NICHT alle copyrightfrei)

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Alphabetisch / chronologisch:


Elmstein (Ort)


Französische Revolution


Gauch (Kuckuck) und Geiss


Harz


Harzbrenner (NONWIKI)


Harzer (Beruf)


Harzer (Gewerbe)


Harzer (2 nonwiki)


Hofruine Geisskopf


Iggelbach (Ort)


Klima um 1700 / Witterung


Köhler


PECH


Pecher


Pechofen / Pechhütte


Pfälzerwald



Saegmüller 

Teer / Terpentin



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Elmstein
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Deutschlandkarte, Position der Ortsgemeinde Elmstein:
Koordinaten: 49° 21' N, 7° 56' O (Karte)
Basisdaten
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Bad Dürkheim
Verbandsgemeinde: Lambrecht (Pfalz)
Höhe: 225 m ü. NN
Fläche: 75,69 km²
Einwohner:

2521 (31. Dez. 2011)[1]
Bevölkerungsdichte: 33 Einwohner je km²
Postleitzahl: 67471
Vorwahlen: 06328, 06306
Kfz-Kennzeichen: DÜW
Gemeindeschlüssel: 07 3 32 014
Gemeindegliederung: 10 Ortsteile
Adresse der Verbandsverwaltung:
Sommerbergstraße 3
67466 Lambrecht (Pfalz)
Webpräsenz: www.elmstein.de
Ortsbürgermeister: Thomas L. Kratz (CDU)
Lage der Ortsgemeinde Elmstein im Landkreis Bad Dürkheim
Karte
Über dieses Bild
Ort und Ruine Elmstein

Elmstein ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Bad Dürkheim in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Lambrecht (Pfalz) an.
Inhaltsverzeichnis

1 Geographie
2 Geschichte
2.1 Chronik
3 Religion
4 Politik
4.1 Gemeinderat
4.2 Wappen
5 Kultur und Sehenswürdigkeiten
6 Wirtschaft und Infrastruktur
6.1 Verkehr
7 Söhne und Töchter der Gemeinde
8 Literatur
9 Weblinks
10 Einzelnachweise

Geographie

Die Ortsgemeinde liegt inmitten des Pfälzerwaldes. Sie besteht aus der namengebenden Gemeinde Elmstein und den Ortsteilen Appenthal, Erlenbach, Harzofen, Helmbach, Iggelbach, Mückenwiese, Röderthal, Schafhof, Schwabenbach, Schwarzbach, Stilles Tal, Speyerbrunn und Wolfsgrube.

Benachbarte Gemeinden bzw. Waldgemarkungen sind im Uhrzeigersinn Waldleiningen, Weidenthal, Esthal, Exklave von Kirrweiler (Pfalz), Exklave von Venningen, Exklave von Rhodt unter Rietburg, Exklave von Edesheim, Exklave von Landau in der Pfalz, Wilgartswiesen, Trippstadt und Kaiserslautern.

Elmstein selbst und einige seiner Ortsteile werden vom Speyerbach durchflossen, andere Ortsteile von seinen Zuflüssen, deren stärkster der Helmbach ist.
Geschichte
Chronik

Der Hauptort geht auf die mittelalterliche Burg Elmstein zurück, die oberhalb am Südwesthang des 458 m hohen Schlossberges gelegen ist und im 12./13. Jahrhundert von den Pfalzgrafen bei Rhein errichtet wurde. Die Ortsteile entstanden später zumeist als Ausbausiedlungen für Waldarbeiter, als Standort eines Sägewerkes oder wie Röderthal als Bergarbeitersiedlung.

Am 1. Januar 1976 wurde ein Gemeindeteil mit 207 Einwohnern von der Gemeinde Wilgartswiesen nach Elmstein umgemeindet.[2]
Religion

2007 waren 51,5 Prozent der Einwohner evangelisch und 30,3 Prozent katholisch. Besonderheit ist die Freireligiöse Gemeinde, gegründet 1921, welche mit etwa 5 Prozent der örtlichen Bevölkerung die zweitgrößte Freireligiöse Gemeinde in der Pfalz darstellt. Die übrigen gehörten anderen Religionen an oder waren konfessionslos.[3]
Politik
Gemeinderat

Der Gemeinderat in Elmstein besteht aus 20 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 7. Juni 2009 in einer Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.

Sitzverteilung im gewählten Gemeinderat:[4]
Wahl SPD CDU WG 1 WG 2 Gesamt
2009 5 8 1 6 20 Sitze
2004 9 9 2 – 20 Sitze
Wappen

Die Blasonierung des Wappens lautet: „In Silber zwei gekreuzte rote Doppelhaken, bewinkelt von vier sechsstrahligen goldenen Sternen“.

Es wurde 1937 vom Reichsstatthalter in Bayern genehmigt und geht zurück auf ein Siegel von 1772. Die Forsthaken verweisen auf den Standort von Elmstein inmitten des Waldes und die Forstwirtschaft.[5]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Kirchturmruine Appenthal

„Alte Samenklenge“, Museum für Wald- und Forstgeschichte
Wappenschmiede Elmstein, historischer Eisenhammer
Wasserbetriebene Sägemühle im Elmsteiner Tal
Hofruine Geisskopf bei der Geisswiese (nahe Helmbach)
Kurpfälzisches Jagdhaus, das älteste Haus des Ortes Elmstein, mit

Kellergebäude von 1754, dem ältesten Kellergebäude der Verbandsgemeinde. Privatbesitz, keine Besichtigung möglich.

Katholische Kirche Herz Mariä in Elmstein (Architekt Albert Boßlet, erbaut 1950–52)
Katholische Kirche Mariä Heimsuchung (erbaut 1765) mit historischer Schlimbach-Orgel (1887)
Protestantische Kirche Elmstein
Ruine der Burg Elmstein
Kirchturmruine der ehemaligen Wallfahrtskirche zur Mutter Gottes im Ortsteil Appenthal, erbaut 1488
Katholische Kirche St. Wendelinus und St. Hubertus im Ortsteil Speyerbrunn, erbaut 1931/32
Historische Holztriftanlagen bei Erlenbach und im Legelbachtal zwischen Mückenwiese und Elmstein
Glockenturm in Iggelbach, erbaut 1889
Glockenturm in Appenthal mit historischem Glockengeläut
2011 wurden die Kulturtage (Kultur total im Elmsteiner Tal) in´s Leben gerufen. Sie finden nun jährlich statt.
Künstlerkolonie (ähnlich wie in Worpswede und Darmstadt), erbaut 1973 in Appenthal. Drei Häuser (von 13) im Privatbesitz von Künstlerinnen (Intarsienkunst, Malerei, Töpferei).

Siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Elmstein
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr

Von Neustadt an der Weinstraße aus fährt die Museumsbahn Kuckucksbähnel nach Elmstein. Die Gemeinde ist mit dem Auto über die Landesstraße 499 von (Johanniskreuz oder von Frankeneck) aus erreichbar. Außerdem existiert eine Busanbindung mit der Linie 517 (Neustadt an der Weinstraße–Iggelbach). Die Fahrzeit mit dem Bus beträgt etwa 1 Stunde.

Wegen sehr vieler Motorradunfälle in der Vergangenheit ist die Straße durch das Elmsteiner Tal (Johanniskreuz–Elmstein–Lambrecht) an Wochenenden und Feiertagen im Sommerhalbjahr (April bis einschl. Oktober) für den Motorradverkehr gesperrt; lediglich Anwohner – nicht Anlieger – dürfen während der Sperrzeit mit dem Motorrad die Strecke befahren.

2011 wurde Elmstein als eine von 20 Kommunen in Rheinland-Pfalz in das Dorferneuerungs-Programm aufgenommen.
Söhne und Töchter der Gemeinde

Heinrich Seibert (1910–1951), Politiker (NSDAP)
Rudolf Kühner (* 1952), Politiker
Peter Marx (* 1956), Politiker (NPD)

Literatur

Elmsteiner Heimatschriften Nr. 1, Februar 2000
Elmsteiner Heimatschriften Nr. 2, Juni 2000

Weblinks
Commons: Elmstein – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Wappenschmiede Elmstein, historischer Eisenhammer
„Alte Samenklenge“, Museum für Wald- und Forstgeschichte
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Französische Revolution
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Die Französische Revolution von 1789 bis 1799 gehört zu den folgenreichsten Ereignissen der neuzeitlichen europäischen Geschichte. Die Abschaffung des feudalabsolutistischen Ständestaats sowie die Propagierung und Umsetzung grundlegender Werte und Ideen der Aufklärung als Ziele der Französischen Revolution – das betrifft insbesondere die Menschenrechte – waren mitursächlich für tiefgreifende macht- und gesellschaftspolitische Veränderungen in ganz Europa und haben das moderne Demokratieverständnis entscheidend beeinflusst. Die heutige Französische Republik als liberal-demokratischer Verfassungsstaat westlicher Prägung stützt ihr Selbstverständnis unmittelbar auf die Errungenschaften der Französischen Revolution.

Die revolutionäre Umgestaltung und Nationwerdung der französischen Gesellschaft war ein Prozess, bei dem drei Phasen zu unterscheiden sind.

Die erste Phase (1789–1791) stand im Zeichen des Kampfes für bürgerliche Freiheitsrechte und für die Schaffung einer konstitutionellen Monarchie.
Die zweite Phase (1792–1794) führte angesichts der inneren wie äußeren gegenrevolutionären Bedrohung zur Errichtung einer Republik mit radikaldemokratischen Zügen und zur Ausbildung einer Revolutionsregierung, die mit Mitteln des Terrors und der Guillotine alle „Feinde der Revolution“ verfolgte.
In der dritten Phase, der Direktorialzeit von 1795 bis 1799, behauptete eine von besitzbürgerlichen Interessen bestimmte politische Führung die Macht nur mühsam gegen Volksinitiativen für soziale Gleichheit einerseits und gegen monarchistische Restaurationsbestrebungen andererseits.

Ausschlaggebender Ordnungs- und Machtfaktor wurde in dieser Lage zunehmend das in den Revolutionskriegen entstandene Bürgerheer, dem Napoleon Bonaparte seinen Aufstieg und den Rückhalt bei der Verwirklichung seiner sich über Frankreich hinaus erstreckenden politischen Ambitionen verdankte.=


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Gauch (Kuckuck) und Geiss:

Gauch

Dieser Artikel befasst sich mit Gauch als einen veralteten Namen für den Kuckuck. Für weitere Bedeutungen siehe Gauch (Begriffsklärung).

Gauch ist ein seit dem 8. Jahrhundert belegter Name für den seit dem 13. Jahrhundert meist Kuckuck genannten Vogel. Der Plural ist Gäuche.

Wohl weil der Kuckuck wegen seines eintönigen Rufs als töricht galt, bezeichnete das Wort im übertragenen Sinn auch einen Narren, insbesondere einen von der Liebe geblendeten Menschen.

Im Mittelalter wurden auch Gaukler und sonstiges Fahrendes Volk so bezeichnet, zuweilen abschätzig im Sinne von Spitzbube. Zeugnisse davon finden sich u.a. auf sogenannten Fratzensteinen, die zur Abwehr dieser Leute an den Stadttoren angebracht waren. Im Heimatmuseum Bergen-Enkheim befindet sich ein Original aus Sandstein, auf dem ein Gaukler mit einer eulenspiegelartigen Kopfbedeckung ein Spruchband hält, mit dem Text: „far du gauch 1479“.

Wegen des bekannten Brutschmarotzertums wurde die Bezeichnung Gauch wie das heutige Kuckuckskind eingesetzt, so im Nibelungenlied: "Sollen wir Gäuche ziehen?" ("Sollen wir Kuckuckskinder großziehen?")

Als Gauchblume wurde auch das im Volksmund als Kuckucksblume bekannte Wiesenschaumkraut bezeichnet.

Ebenso ist Gauch ein deutscher Nachname, den es schon länger als 600 Jahre gibt. Hauptsächlich stammt der Nachname Gauch aus der Pfalz, der sich aber dann auf die ganze Welt verbreitete.

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Geiss:

Hausziege

Hausziege (Capra aegagrus hircus)

Hausziege (Capra aegagrus hircus)
Systematik
Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla)
Familie: Hornträger (Bovidae)
Unterfamilie: Ziegenartige (Caprinae)
Gattung: Ziegen (Capra)
Art: Wildziege (Capra aegagrus)
Unterart: Hausziege
Wissenschaftlicher Name
Capra aegagrus hircus
Linnaeus 1758

Die Hausziege (Capra aegagrus hircus) ist nach dem Hund und zusammen mit dem Schaf vermutlich das erste wirtschaftlich genutzte Haustier. Hausziegen gehören zur Gattung der Ziegen in der Familie der Hornträger.
Inhaltsverzeichnis

1 Benennung
2 Domestikation
3 Wirtschaftliche Bedeutung
4 Verbreitung
5 Hausziegenrassen
6 Krankheiten der Hausziege
7 Kulturgeschichte
8 Literatur
9 Weblinks
10 Einzelnachweise

Benennung

Das weibliche Tier wird neben Ziege auch Geiß (vgl. nl./norw./dän. geit), Zicke, Hippe oder Zibbe genannt, das männliche Tier Bock, das kastrierte männliche Mönch und das Ziegenjunge „Ziegenkitz“ genannt.

Im Oberdeutschen dialektal steht Goaß(e)n allgemein für Ziegen (vergl. engl. goat, schwed. get), und dann Geißbock für das Männchen. Durch Luthers Bibelübersetzung hat sich Ziege in der Hochsprache durchgesetzt.[1]
Domestikation
Junge Ziegen

Die Hausziege stammt von der Bezoarziege ab. Die Domestizierung erfolgte wahrscheinlich vor dem 11. Jahrtausend v. Chr. im vorderem Orient, vermutlich in der südlichen Levante oder im Zagros. Gewöhnlich wird angenommen, dass mit der Domestikation rasch morphologische Änderungen am Skelett eintreten, besonders die Form des Hornzapfens, außerdem eine Größenabnahme. Auch das Geschlechter- und Altersverhältnis in Tierknochen von archäologischen Fundstellen wird herangezogen, um domestizierte und gejagte Populationen zu unterscheiden.
Hausziege in Bayern

Fundorte, die eine frühe Domestikation der Ziege belegen sollen, sind:

Ganj Dareh, Irak, 9000–7500 v. Chr. Hier wurde die Alterszusammensetzung als Beleg der Domestikation angeführt (es wurden bevorzugt männliche Jungtiere getötet), außerdem waren die Tiere durchschnittlich kleiner als heutige Wildtiere.
Ali Kosch, Irak, 7500–5500 v. Chr. Hier wird das Überwiegen junger Tiere als Beleg der Domestikation angeführt, zusammen mit Veränderungen im Querschnitt des Hornzapfens. Im vorgeschichtlichen Mitteleuropa ist die Ziege selten.

Ziegenbock einer Herde halbwilder Hausziegen auf Mallorca
Wirtschaftliche Bedeutung

Ziegen liefern Fleisch, Leder, Milch (mehr als Schafe) und mitunter auch Wolle. Sie fressen, wenn alle Pflanzenarten vorkommen, zu 60 % Blätter und Baumbewuchs, zu 20 % Kräuter und nur zu 20 % Gras[2]. Sie sind sehr genügsam, da sie über ein sehr effektives Verdauungssystem verfügen. Sie werden auch als die Kuh des kleinen Mannes bezeichnet, da sie einfacher zu ernähren und zu halten sind, wenn man über wenig Platz und Futter verfügt. Sie wurden und werden heute insbesondere in bergigen Landschaften (z. B. Alpen, Norwegen) gehalten und können aufgrund ihrer Kletterfähigkeiten auch dort gehalten werden, wo die Haltung von Rindern nicht mehr möglich ist.

Ziegen können den Bewuchs ganzer Landschaften zerstören und so zur Wüstenbildung beitragen, da sie fast alle Pflanzen abfressen.

Wirtschaftlich genutzt werden:

Ziegenmilch
Ziegenfleisch
Ziegenleder (Chevreau-Leder) und Zickelleder (insbesondere für Handschuhe) sowie Ziegenfelle (vor allem Zickelfelle)
Ziegenhaar (Angoraziege, Kaschmirziege)

Landwirtschaftlich von Bedeutung war die Hausziege schon im antiken Rom; sie ist es bis heute in Kleinasien, Zentralasien und der Mongolei.

Die Nutzung der Ziege als Zugtier war bis Anfang des 20. Jahrhunderts auch in Europa weit verbreitet. Die erstaunlich kräftigen, genügsamen und robusten Ziegen wurden vor Kutschen und Wagen gespannt und, falls keine größeren Tiere verfügbar waren, auch zum Pflügen verwendet. In bergigem Gelände dienten Ziegen als Lasttiere.

Im Alpenraum werden (heute nurmehr selten) Ziegen herdenweise zusammen mit Schafen in Transhumanz gehalten. Schaf und Ziege sind keine Nahrungskonkurrenten, denn die Schafe halten sich überwiegend an das stets ausreichend vorhandene Gras.

Zu Pferden, die einzeln im Stall oder auf der Weide gehalten werden, führt man nicht selten eine oder mehrere Ziegen, um Aggression oder Depression beim Herdentier Pferd zu verhindern. Eine Ziege in derartiger Funktion nennt man Beistellziege – früher umfasste das auch den sprichwörtlichen Begriff Sündenbock, das ist eine männliche Beistellziege, die nach Volksglauben die Krankheiten im Stall auf sich zieht.
Verbreitung
Verwilderte Ziegen auf dem An Teallach, Schottland

Hausziegen sind heute außer in extrem kalten Regionen weltweit verbreitet. Darüber hinaus wurden Hausziegen als Proviant für vorbeifahrende Schiffe auf vielen Inseln ausgesetzt, wo sie verwilderten. Sie hatten dort, etwa auf den Galápagos-Inseln, eine verheerende Wirkung auf die einheimische Flora und Fauna. Deshalb hat man Ziegen auf vielen Inseln bewusst ausgerottet. Verwilderte Hausziegen in großer Zahl gibt es auch in Australien.
Hausziegenrassen
Rove-Bock in der Provence

Es gibt eine große Anzahl regionaler Rassen von Hausziegen. Je nach Züchtungsziel und Hauptverwertungsart werden sie in Fleischziegen, Milchziegen und Fellziegen unterteilt. Zu diesen zählen unter anderem:

Anglo-Nubische Ziege
Angoraziege
Appenzellerziege
Bagot-Ziege
Bunte Deutsche Edelziege
Bunte Holländische Ziege
Burenziege, (eine Fleischziege)
Bündner Strahlenziege
Erzgebirgsziege
Gallaziege, auch Somali-Ziege genannt
Gemsfarbige Gebirgsziege
Girgentana-Ziege
Graue Bergziege (Capra Grigia)
Kaschmirziege
Nera Verzasca
Ostafrikanische Zwergziege
Pfauenziege
Poitevine
Rove-Ziege
Saanenziege
Schami
Stiefelgeiss
Tauernscheckenziege
Thüringer Waldziege
Toggenburgerziege
Walliser Schwarzhalsziege (siehe auch Kupferhalsziege)
Weiße Deutsche Edelziege
Westafrikanische Zwergziege

Siehe auch: Liste von Ziegenrassen
Ziege in Pokhara/Nepal
Krankheiten der Hausziege

Die Schaf- und Ziegenbrucellose ist eine Deckseuche von Schafen und Ziegen, die vom Bakterium Brucella melitensis aus der Gattung Brucella verursacht wird.
Kulturgeschichte

In den meisten indoeuropäischen Kulturen galt der Ziegenbock als Sinnbild der Fruchtbarkeit und in diesem Zusammenhang häufig als Verkörperung einer Fruchtbarkeitsgottheit. Sehr schön wird dieser Zusammenhang beim skandinavischen Julbock deutlich.

Als Gemeine Figur und Wappentier ist die Ziege, sowohl das männliche als auch das weibliche Tier, in der Heraldik anzutreffen.
Literatur

D. E. Wilson, D. M. Reeder: Mammal Species of the World. 2. Auflage, S. 405. Smithsonian, Washington 1993.
M. A.Zeder, B. Hesse: The Initial Domestication of Goats (Capra hircus) in the Zagros Mountains 10,000 Years Ago. Science 287 (März 2000), 2254–2257.
D. Zohary, E. Tchernov, L. Kolska Horwitz: The role of unconscious selection in the domestication of sheep and goats. (1998).
Annette Arnold, René Reibetanz: Alles für die Ziege. Handbuch für die artgerechte Haltung. pala-verlag, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-89566-235-5
Naaktgeboren, C.: The Mysterious Goat. Images and Impressions. O. O. (BBPress, NL) 2006. Zur Kulturgeschichte der Ziege, international. Illustrationen. Auszüge im Web unterwww.bbpress.nl/livestock/mysterious_goat.shtml/

Weblinks
Commons: Hausziege – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Ziegen-Treff.de – eine Seite von Ziegenhaltern für Ziegenhalter
Ziegeninformationen – www.ziege.ch
Milchziegen-Wiki www.weiss-die-geiss.de mit Informationen von und für Profis zu Ziegenhaltung in Schweiz, Deutschland, Frankreich – mit Fotos und Videos
Ziegenlexikon
Gefährdete Ziegenrassen der Schweiz ProSpecieRara

Einzelnachweise

↑ Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, 3. Aufl. 1997, Stichwort Ziege.
↑ Jack L. Albright, Clive Wendell Arave: The behaviour of cattle. CAB International, Wallingford (Oxon, UK)/New York 1997, ISBN 0-85199-196-3.

Kategorien:

Hornträger
Haustier

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Harz:

Naturharz
Harz an einem Baumstamm
Baumharz mit eingeschlossenem Insekt
Gewinnung von Baumharz

Natürliches Harz oder Naturharz ist eine Sammelbezeichnung für eine von Pflanzen oder Tieren abgesonderte zähe, nicht wasserlösliche Flüssigkeit. Pflanzen, vor allem Bäume, produzieren diese Ausscheidungen (Exsudate) unter anderem nach Verletzungen, um mit der meist klebrigen Masse die Wunde zu verschließen. Als einziger tierischer Lieferant gilt die in Süd- und Südostasien beheimatete Lackschildlaus (Kerria laccifera), welche den Schellack liefert. Historisch wurden diese Materialien vielseitig verwendet, unter anderem in der Kunst, Medizin und im Schiffbau. Heute werden Naturharze, vor allem in der Industrie, weitestgehend durch Kunstharze ersetzt, die zu den Kunststoffen zählen.
Zusammensetzung, Eigenschaften und Abgrenzung

Naturharze sind eine Mischung verschiedener chemischer Substanzen. Die mengenmäßig vorherrschenden Verbindungen sind Harzsäuren, die zu den Carbonsäuren zählen. Frische Harze bestehen weiterhin zu einem nicht unwesentlichen Teil aus flüchtigen und aromatischen Verbindungen. Verdunsten diese, wird das verbleibende Material zäher und härter. Daneben führen Polymerisations-, Vernetzungs- und Oxidationsreaktionen zum Erstarren der Ausscheidung.

Das in den meisten Nutzungen vorherrschende Harz von Nadelbäumen ist eine zähe, klebrige und stark riechende Flüssigkeit. Es ist in Öl leicht und in Alkohol gut, in Benzin teilweise löslich, Edelterpentine auch in Salmiakgeist.

Man unterscheidet rezente, rezentfossile bzw. halbfossile und fossile Harze. Während rezente Harze von noch heute lebenden Bäumen entstammen (Terpentin, Balsame, Gummilack, Kolophonium, Sandarak und Mastix), sind rezentfossile Harze aus früheren Vertretern von Baumarten entstanden, die teilweise aber auch heute noch existieren. Diese bezeichnet man auch als Kopale. Bernstein ist das einzige rein fossile Harz. Man nimmt an, dass es von einer prähistorischen Koniferenart stammt. Fossile Harze sind in Alkohol schlecht löslich.

Pflanzliche Ausscheidungen ohne Harzfraktion setzen sich meist aus Polysacchariden zusammen und sind wasserlöslich. Sie zählen nicht zu den Naturharzen. Mischformen aus wasserlöslichen und harzhaltigen Komponenten stellen die Gummiharze dar.
Bildung und Gewinnung

Baumharze sind sekundäre Stoffwechselprodukte der Pflanzen, die über Harzkanäle an die Pflanzenoberfläche geleitet werden (zur Biosynthese siehe hier). Im normalen Lebenszyklus bilden harzerzeugende Bäume „physiologisches Harz“. Nach Verletzungen steigt die gebildete Menge, das „pathologische Harz“ dient dem Wundverschluss.

Die systematische Gewinnung von Baumharz geschieht durch das Harzen. Dabei werden künstliche Verletzungen durch Anritzen der Rinde herbeigeführt und das austretende Harz in einem Behälter gesammelt. Verwendete Bäume sind unter anderem Kiefer, Lärche und der Sandarakbaum. Fossile Baumharze wie Bernstein werden durch Absuchen vorkommenreicher Flächen (z. B. Strände), durch Prospektion oder Bergbau gewonnen.
Verarbeitung und Verwendung

Das wohl bekannteste natürliche Harzprodukt ist Kolophonium, das vorwiegend aus dem Harz von Kiefern und Fichten gewonnen wird und in vielen Produkten Verwendung findet, z.B. als Klebstoff für Heftpflaster, in Kaugummi und zur Behandlung der Bogenhaare bei Streichinstrumenten. Kolophonium ist der feste Rückstand, der beim Erhitzen von Nadelbaumharz nach Abdestillieren des Terpentinöls anfällt.
Mit Alkali verseiftes oder durch eine Diels-Alder-Reaktion mit Maleinsäureanhydrid modifiziertes Kolophonium wird in der Papierherstellung eingesetzt, um dieses zu hydrophobieren. Durch diesen, Leimung genannten Prozess wird die Beschreibbarkeit und Bedruckbarkeit des Papiers verbessert.

In der europäischen Ölmalerei spielten Harze sowohl von Nadelbäumen (Terpentine, Mastix) als auch die von Laubbäumen (Dammar) eine große Rolle. Sie dienten seit dem 15. Jahrhundert in Kombination mit anderen Substanzen als Bindemittel der Farbpigmente. Die Qualität der Öl-Harz-Farben hatte mehrere Vorteile gegenüber den davor üblichen Malfarben, vor allem ermöglichte sie aufgrund besserer Mischbarkeit einen größeren Nuancenreichtum durch weichere Farbübergänge. Die Temperamalerei, deren Bindemittel Emulsionen sind, und die noch frühere Wachsmalerei wurden somit verdrängt. Außerdem werden Harze schon seit der Antike für die Herstellung von Lacken verwendet.

In Griechenland wird das Harz der Aleppo-Kiefer zum Wein gegeben, was ihm ein besonderes Aroma verleiht. Dieser Wein wird Retsina genannt. Einige tropische Harze wie Elemi und Copal sowie vor allem Myrrhe und Weihrauch werden bis heute als Räucherwerk verwendet.

Als Resine werden Extraktstoffe aus dehydrierten Naturharzen bezeichnet. Sie werden als Zwischenprodukte in der chemischen Industrie eingesetzt, zum Beispiel als Synthesekautschuk, für Schiffsfarben oder zur Pigmentherstellung. Seifen aus Resinen, ebenfalls zur industriellen Verwendung, heißen Dresinate. Resorcin, ein Destillat aus Naturharzen, wird als Haftvermittler im Reifenbau verwendet, daneben auch zur Herstellung von Farbstoffen, Kunststoffen, Klebstoffen und Flammschutzmittel sowie in Pharmazeutika.
Markt

Der jährliche Bedarf der chemischen Industrie in Deutschland an Naturharzen wird auf 31.000 t geschätzt (einschließlich Naturwachse). Jährlich werden 5.000 bis 16.000 t dehydrierte Naturharze nach Deutschland importiert.[3] Die mengenmäßig vorherrschende Verwendung von Naturharzen ist die Herstellung von Farben, Lacken und Klebstoffen.


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Harzbrenner (NONWIKI) :

Alte Waldberufe - Der Harzbrenner
Autor: Hans Wagner, Trippstadt

Zeichnung von Ute Knieriemen-WagnerSeit Urzeiten galt Baumharz als begehrtes Handelsobjekt. Schon 4000 v.Z. balsamierten die Ägypter ihre Mumien damit ein, und in der Antike musste es sogar als Zahnersatz herhalten.



In unseren heimischen Wäldern ist die Kiefer der ergiebigste Harzlieferant. Dieses Baumharz wurde in den sogenannten „Harzöfen“ oder „Pechhütten“ gewonnen. Heute Erinnern noch viele Flurnamen an dieses alte Handwerk. In einer Grube wurden Kiefernstämme ähnlich wie bei der Holzkohlegewinnung im Kohlenmeiler, aufgeschichtet und gebrannt.

Solche „Pechmeiler“ fand man im Pfälzerwald sehr oft vor. Erst gegen Ende des 17.Jahrhunderts trat eine einfachere Methode der Harzgewinnung an die Stelle der Harzöfen. Man begann damit das Harz direkt vom Baum abzuzapfen. Die Harzöfen und Pechmeiler verschwanden und übrig blieben Flurnamen wie „Harzofen“. Professor Ernst Christmann hat in seinem volkskundlichen Werk „Die Siedlungsnamen der Pfalz“ 46 Flurnamen, die sich auf die Harzbrennerei beziehen, in der Pfalz nachgewiesen. Neben der Kiefer war es die Fichte, damals auch Pechbaum genannt, die zu den begehrten Harzbäumen gehörte. Das Harz der „Pechtanne“ wurde als gelbes oder weißes Pech bezeichnet.



In den Harzöfen wurde das Baumharz weiterverarbeitet mit Dampf destilliert zu Terpentinölen und nichtflüssigem Harz (Kolophonium), das beispielweise zur Herstellung von Lacken, Firnissen, Papierleim und Wagenschmiere diente. Gekochter Fichtenharz war lange Zeit ein begehrtes Mittel zum auspichen der Bierfässer (Fasspech). In alter Zeit gab es in Kaiserslautern eine Menge Brauereien und der Bedarf an Fasspech war recht groß.



Sogenannte „Harzkrämer“, zogen durch die Gegend und verkauften ihre Erzeugnisse an Bauern, die das begehrte Pech für ihre Fuhrwerke benötigten. Der Ruf „Wägenschmier“ war in alter Zeit ein bekannter Ruf in den Dörfern. Horst Seelbach schreibt in der Broschüre Natur und Kultur: „Noch um die Mitte des 19.Jahrhunderts kam der „Harzhannes“ aus dem Holzland (Pfälzerwald) mit seinem Esel, dem Harzesel, an dem links und rechts ein Fässchen hing, und bot seine Ware feil. Es ist glaubhaft überliefert, dass Wattenheimer geradezu einen „Welthandel“ betrieben und nach Überlieferung der Familie Bügler auf ihrer „Karschmierdur“ sogar bis nach St.Petersburg kamen“.



Auf Erzhütten im Reichswald bei Kaiserslautern gingen Harzbrenner bis Ende des 19.Jh. ihrem Gewerbe nach.



In der Broschüre „der Stadtwald Kaiserslautern“, lesen wir: „1581 verfügt Pfalzgraf Johann Casimir, das im Reichswald keine geraden Kiefern mehr zu Kienbäumen abgehauen werden dürfen, dafür solle den Bürgern die Stöcke überlassen werden“. In einem Stadtratsprotokoll von 1737 aus Kaiserslautern hören wir von der Versteigerung von zwei städtischen Harz- und Rußhütten, die Kaspar Roche für 18 bzw. 28 Gulden pachtete. In der folgenden Zeit gab das Harzen oft Anlass zur Klage. Deshalb übernahm die Stadt Lautern 1781 das Harzernten in Eigenregie; der Posthalter Didier übernahm die gesamte Ausbeute zum Preis von 4 Gulden 14 Kreuzer für das Fass Harz.



Im Reichswald war im 18.Jahrundert ebenfalls eine Harzhütte im Betrieb. Sie stand am „Harzhübel“ der heute zum Stadtgebiet gehört. Der städtische Harzofen, nach dem heute eine Annexe benannt ist, bestand bis 1875. Die Geschichte dieser Harzöfen hat der Kaiserslauterer Heimatforscher H. Friedel in seinem Buch „Kaiserslautern einst und jetzt“, geschildert.


Literatur Hinweise:
- Erich Bauer und Volker Christmann „Der Stadtwald Kaiserslautern“
- Helmut Seebach „ Alte Waldberufe in Natur und Kultur“



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Harzer (Beruf)


Mit Harzer werden Personen bezeichnet, die Tätigkeiten in Zusammenhang mit der Harzgewinnung oder Verarbeitung ausüben. Das Harzen ist eine im 19. und 20. Jahrhundert weitgehend verschwundene handwerkliche Tätigkeit, die teils als eigenständiger Beruf, teils zur Gewinnung eines Zubrots als Nebenbeschäftigung ausgeübt wurde. Harz wurde als Rohstoff zur Herstellung von Pech, Teer und Terpentin benötigt.
Inhaltsverzeichnis

1 Begrifflichkeiten
2 Das Handwerk des Harzens
3 Einzelnachweise
4 Siehe auch

Begrifflichkeiten

Neben Harzer sind auch die Bezeichnungen Harzbrenner[1] (Pfalz), Pecher (Niederösterreich), Pechler, Pechsieder, Harzeinsammler und Harzscharrer[2] gebräuchlich gewesen.
Das Handwerk des Harzens
Lebendharzung in Polen

Von Alters her weit verbreitet ist das Harzen von Kiefern in Form der Lebendharzung. Durch Entfernen einiger Rinde am Stamm und durch Einschnitte im darunter liegenden Holz wird der Baum verletzt, das ablaufende Harz wird aufgefangen, gesammelt und weiterverarbeitet. Durch diese Verletzungen und das "Ausbluten" des Holzes wurde dieses als Bau- oder Nutzholz weitgehend unbrauchbar. Das war ein Grund, warum zwischen Harzern und Forstleuten Feindschaft herrschte.

Zur Ertragssteigerung wurden auch Schwelöfen (im Pfälzerwald: Harzöfen) verwendet, mit deren Hilfe die Holzrohstoffe (harzhaltiges Kienholz) in einem Pyrolyse-Verfahren zu Harz und Pech verarbeitet wurde. Die Harzbrennerei wurde zum Teil stark reglementiert, um Holzfrevel zu unterbinden.

Im 19. Jahrhundert wurden immer größere Anlagen zur Harzgewinnung gebaut, die Arbeiter waren die Harzer oder auch Pechsieder. In der Pfalz zeugen heute noch Namen von Straßen und Ortsteilen (Harzofen in Kaiserslautern und bei Elmstein) von dem seit dem beginnenden 20. Jahrhundert untergegangenen Gewerbe.

In der DDR wurde noch bis zur Wende in großem Umfang auf diese Weise Harz gewonnen.
Einzelnachweise

? Helmut Seebach: Altes Handwerk und Gewerbe in der Pfalz - Pfälzerwald, Annweiler-Qeichhambach, 1994, S.117ff
? Deutsches Wörterbuch, Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Leipzig: S. Hirzel 1854-1960, Harzer

Siehe auch

Pecherei in Niederösterreich
Gemmage (Französisch)
Commons: Gemmage – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Harzer (Gewerbe) :

Verschollene Gewerbe


2. Der Harzer

Auf den einsamsten Höhen des Thüringer Waldes, am blauen Stein, am Gehlberg, hat sich bis heute der Rest einer Waldnutzung erhalten, die jahrhundertelang über die dunklen Berge des "Schwarzwaldes" verbreitet war. Die alten Waldbeschreibungen aus dem 16. Und 17. Jahrhundert erzählen uns geschwätzig und lebendig von dem weitausgedehnten Treiben und Besitz der Harzscharrer. Die lichten, bunten Buchen- und Eichenwälder zwischen Hörschel und der Apfelstädt waren ihnen fremd; desto unbeschränkter und rücksichtsloser schalteten und walteten sie in den Tannen- und Fichtenwäldern des Ohra-, Gera- und Ilmgebiets. Auch die hennebergisch-schleusingischen Forste wußten von den unersättlichen Pechsiedern zu erzählen. Zäh wie ihre Arbeitsprodukte selbst, wußten sich die Harzer einzunisten, und wo sie festen Fuß gefaßt hatten, da waren sie weder durch Vorstellungen noch Drohungen einzuschränken. Dickleibige Bände und Prozeßakten berichten von der Todfeindschaft, die zwischen Forstleuten und Harzern bestand.



Die sog. "Lachte". 2x35° Winkel, 35cm Länge, in der Mitte die senkrechte Flußrinne. Die mit speziellem Instrumentarium hergestellte, Harz absondernde Stammfläche (unter der Rinde und dem Kambium) mit Rillen, Tropfrinne und Topf.


Denn erstere wußten nur zu gut, welch unerbittliche Feinde - verwüstender als Schnee und Sturm - ihren ohnehin von allen Seiten bedrohten Fichtenbeständen in den auf ihre Privilegien pochenden Harzer-genossenschaften lebten.
Schon seit alters war Harzscharren, Pechsieden und Kienrußschwelen eine "Hauptnahrung" der Waldbewohner. In den Fichtenbeständen hätten sie sich am liebsten "für ewige Zeiten" eingenistet. Tannen und Buchen, die für ihre Zwecke nicht dienlich waren, verwüsteten sie in maßlosester Weise.

Ihre Gerechtsame breiteten sie so eigennützig aus, daß zahlreiche Vorschriften gegen sie erlassen wurden, freilich vergeblich, denn zum Durchführen der Befehle war die Forstpolizei ohnmächtig. Vor allem wird geklagt über das unpflegliche Ausnutzen des jungen Nachwuchses. Dem Gesetz nach sollten sie nur kräftige, vierspännige (etwa einen Meter im Umkreis messende) Fichten gerissen werden. Jeder Forstaufseher hatte daher einen "Rinken" zum Messen der Stämme bei sich; ohne solche Anweisung war das Harzbohren verboten.
Dessenungeachtet zogen die Picher in den Wald, "lochten" (ritzten) die jungen Fichten an und machten sie auf diese Weise untüchtig zu Bau- und Nutzholz.

Auch das "Scharren" jahraus, jahrein galt für höchst nachteilig; daher wird den Erbharzern anbefohlen, ihre Wälder in zwei Hälften zu teilen und so von Ostern bis Michaelis zu pichen, daß auf jede Hälften der Zeitraum eines Jahres fiel.
Andererseits sollten angebrochene Bäume nicht unbenutzt stehen. Als zwei Familien um einen Harzwald am Altenberg ( unweit Oberhof) stritten und der Prozeß sich jahrelang hinzog, verfügte das Gericht ... "da der Wald an die sieben Jahre ungeschoren blieben sei ... damit die alten Lachen (Harzrisse) nicht gar verwachsen, besonders auch wieder in Besserung gebracht werden, ... Als haben wir für gut angesehn, daß der Wald durch unparteiische Harzscharrer oder aber von beiden Teilen das Harz daraus geschorren und das Pech gegen ein Bekenntnis (Schein) in das Amt geliefert werden mag." ... Große Distrikte von Fichtenbeständen wurden teils auf kurfürstliche (später herzogliche) Rechnung verwertet, teils waren die Harzwälder als "Erbharzwälder" in Erbpacht verliehen, und der darauf liegende Zins bildete oft einen Teil der Besoldung für die Forstbeamten.

Bügelschaber zum Abschaben der Borke, das so genannte "Röten", und Anfertigen der Tropfrinne. Der Ausdruck Röten rührt daher, daß die wenige Millimeter dicke Schicht belassener Borke rot ist.


Ein Spezialwerkzeug, das zum Anbringen der harzfördernden Schnittrillen in dieStammoberfläche (Hobel, rechte Seite des Werkzeugs) und gleichzeitig als Instrument zum Reinigen der Tropfrinne (linke Seite) dient.

Beispielsweise bestanden im Arlesberger Forst außer den den Herren von Witzleben zur Burg (Elgersburg) zu Lehn gehenden Harzwäldern noch sechs der Herrschaft gehörige. Als Zins entrichtete ein Erbharzer: acht Stück Federwilbret (meist Birk- und Haselhühner) oder 20 Gr.; ein anderer: zwölf Stück Federwildbret, 30 Gr., ½ Ztr. Pech und zwei Sperber. Dann waren sie vielerorts verpflichtet, die Wildhecken in Stand zu halten, aber auch dieses erschien ihnen oft genug als zu große Beschwerung.
Die Harzer gelangten bei der oben beschriebenen, rücksichtslosen Ausbeutung ihrer Gerechtsame rasch zur Wohlhabenheit. Das Pech war vielbegehrt zum Verdichten der Fässer, zu Beleuchtungszwecken, und auch die zurückbleibenden "Griefen" wurden noch zu Nachtlichtern verwendet.
Weit ärmlicher war das Gewerbe der Kienrußbrenner. Sie schwelten die Harzgriefen und mit Harz durchtränkten Fichtenholzabfälle in Gruben und fingen den aufsteigenden Ruß in großen, dicken Säcken auf. Im Schwarzwald, zwischen Ohre und Ilm, war der Hauptbetrieb diese Industrie.

Vor 150 Jahren steigerten sich die Holzpreise, und dabei weigerten sich vielfach die Forstbeamten, den armen Waldleuten, wie bisher, das Holz zu ihrem "Hohlwerk" (Mulden, Butten, Löffel usw.) Umsonst oder wohlfeiler als bei sonstigem Verkauf abzulassen. Es trat allgemeine Not ein, die sich in vielen mündlichen und schriftlichen Klagen äußerte. Aus Manebach sandten die Kienrußarbeiter eine Bitte um Abhilfe an den Landesherrn. Beweglich schilderten sie ihre Not: "Da der Schock oder 60 Kienrußböttchen mehr nicht, denn 1 Gr. 4 Pf. Kosten und deren ein Mann wöchentlich, wenn er Tag und Nacht arbeitet, mehr nicht, denn zehn Schock zu machen im Stande ... Und wir uns erbärmlich, samt Weib und Kindern durchmartern, und bei Wasser und Brot hinbringen müssen" ... Noch heut werden von Frankenhain, Gräfenroda, Crawinkel und den umliegenden Walddörfern aus alljährlich Kienrußbüttchen in großen Mengen versandt.
Wer aber zwischen Neustadt a. R. und der Schmücke dem steilen Rennsteig folgt oder am längst trockenliegenden "Flößgraben" oberhalb des Kehltales hingeht, der wird noch manchen ehrwürdigen, hundertjährigen Fichtengreis treffen, dem die Harzer die tiefe, breitwulstige Narbe in die Rinde schürften - ein lebendiger Zeuge aus der Blütezeit der halbverschollenen Zunft.

Marie Luise Gerbing (Schnepfenthal)
Aus: Thüringen in Wort und Bild, Band 2, Verlag von Julius Klinckhardt in Leipzig, 1910 Abbildungen aus: Liese/ Fest, Richtige Arbeitsweise bei der Harzgewinnung
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Harzer (2 nonwiki) :

http://www.waldkulturerbe.de/fileadmin/SITE_MASTER/content/Dokumente/Downloads/Presse/Hintergrund_7_Waldberufe.pdf

Eine wichtige Aufgabe hatten die Harzer, die oft auch Harzbrenner oder Pechsieder genannt wurden. Harz ist eine klebrige Masse, ein Saft, mit dem vor allem Nadelbäume reagieren, um zum Beispiel Verletzungen der Rinde zu schließen. Frisches Naturharz ist flüssig. An der Luft trocknet es aus, wird zunehmend zäher und erstarrt schließlich zu harten Klumpen. Naturharze sind eine Mischung verschiedener chemischer Substanzen, die in der damaligen Zeit nicht anderweitig erzeugt werden konnten. Sie waren lange Zeit ein unersetzbarer Rohstoff zur Herstellung von Lacken, Klebstoffen, Seifen, Arz-
neistoffen, Pech und Terpentin. Das bekannteste europäische Naturharz ist Kolo-phonium. Es wird vorwiegend aus Kiefern und Fichten gewonnen und für viele Pro-dukte genutzt, beispielsweise als Klebstoff für Heftpflaster, in Kaugummi und zur Be-handlung der Bogenhaare bei Streichinstrumenten.
Das Harz wurde durch das Anritzen der Baumrinde in Fischgrätenform gewonnen. Über die Ritzen floss der Baumsaft nach unten in ein Auffanggefäß. Die Kunst der Harzer bestand vor allem darin, die Rinde so anzuritzen, dass der Baum möglichst ergiebig Harz absonderte ohne abzusterben. Das Harzen wurde mit dem Aufkommen synthe-tischer Stoffe weitgehend überflüssig. In der ehemaligen DDR wurde allerdings noch bis 1990 großflächig geharzt. Die so behandelten Bäume sind dauerhaft gezeichnet und dort heute noch zu sehen. Die durchschnittliche jährliche Ausbeute eines Harzers betrug etwa 8,5 Tonnen. Dazu musste er bis zu 5.000 Bäume harzen.
Übrigens: Die weltweit bekanntesten Harze sind Bernstein, Weihrauch und Myrrhe. Während Bernstein ein fossiles Überbleibsel aus prähistorischen Zeiten darstellt, werden Weihrauch und Myrrhe auch heute noch in den Trockengebieten Afrikas, Arabiens und Indiens erzeugt bzw. gesammelt.

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Hofruine Geisskopf

Ritterstein 186 an der Stelle, an der sich die Hofruine Geisskopf befand

Die Hofruine Geisskopf (der Name „Geiss“ ist abgeleitet von „Gauch“=Kuckuck) ist eine untergegangene Waldbauernsiedlung südlich von Iggelbach (Gemeinde Elmstein).

Zwischen 1777 und 1852 befanden sich auf dem Geisskopf fünf Gehöfte. Andreas Bügler (1701-1797), der seit 1740 Harzbrenner bei der Geisswiese war, ersteigerte 1789 den Erbbestand vom herzoglichen Haus Zweibrücken. Ein Jahr später ging er auf die Büglersöhne Konrad und Sebastian über, die dafür jährlich 200 Gulden und 6 Malter Korn an die Vogtei Annweiler entrichteten. Um 1795 setzten den Geisskopfbauern die Kriegswirren und die sich zurückziehenden Franzosen zu. Sebastian Bügler verkaufte 1809 seinen Hofanteil je zur Hälfte an seinen Bruder Heinrich und Andreas Heidinger, einen Bürger aus dem nahe gelegenen Iggelbach.

1816 und 1817 litten die mittlerweile mehr als 40 Bewohner unter Hungersnöten. Infolge anhaltender Regenfälle verfaulten die Kartoffeln und andere Anbauprodukte. In den Folgejahren gab es viele Rechtsstreitigkeiten u.a. wegen Rodungen, Holzrechten und Pachtrückständen. Die landwirtschaftlichen Erträge reichten kaum zur Ernährung der auf 72 Mitglieder angewachsenen 11 Familien mit 65 Stück Vieh aus. Im Jahr 1846 entschlossen sich die Geisskopfbauern zum Verkauf des Hofguts an den Staat Bayern für 24 000 Gulden. Die Bewohner siedelten in die umliegenden Dörfer über. Die letzten Bewohner verließen 1852 die Siedlung. Die Bauten wurden abgerissen, die Flächen aufgeforstet. Von den ehemaligen Hofanlagen sind nur noch die Grundmauern und ein verschütteter Brunnen erhalten.
Literatur

Karl-Heinz Himmler: Geschichte einer untergegangenen Waldbauern-Siedlung bei Iggelbach, Ortsgemeinde Elmstein, Elmstein 1991

Koordinaten: 49° 18' 45? N, 7° 55' 31? O (Karte)
Kategorien:

Ruine in Rheinland-Pfalz
Bauwerk im Pfälzerwald
Bauwerk im Landkreis Bad Dürkheim
Elmstein

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Iggelbach :

Koordinaten: 49° 20' 0? N, 7° 55' 8? O (Karte)
Iggelbach
Ortsgemeinde Elmstein
Höhe: 342 m ü. NN
Einwohner: 806 (30. Juni 2007)
Postleitzahl: 67471
Vorwahl: 06328
Iggelbach (Rheinland-Pfalz)
Iggelbach

Lage von Iggelbach in Rheinland-Pfalz

Iggelbach ist ein Ortsteil der Gemeinde Elmstein im rheinland-pfälzischen Landkreis Bad Dürkheim und hat ca. 800 Einwohner. Das Dorf liegt auf 375 m ü. NN zentral im Pfälzerwald im Hochtal des Iggelbachs.
Geschichte

„Uegelnbach“ wird erstmals im 15. Jahrhundert geschichtlich erwähnt und als zugehöriger Weiler der Burg Elmstein genannt. Der Dreißigjährige Krieg führte zum Niedergang des Dorfes, das erst im frühen 18. Jahrhundert, vornehmlich durch Familien aus der Schweiz, Tirol und Bayern, wiederbesiedelt wurde.
Infrastruktur

In Iggelbach befinden sich insgesamt acht Kulturdenkmäler, darunter der Ortskern und die protestantische Kirche.
Söhne und Töchter des Ortes

Rudolf Kühner (* 1952), Regierungspräsident in Karlsruhe

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Klima um 1700


http://www.heimat-pfalz.de/einwanderung.html

Klimawandel als Hauptursache für die Auswanderung aus dem Alpenraum zwischen 1650 und 1700
Autor: Dr. Hermann Müller

Scherenschnitt, erstellt von Frau Helga Borngässer-Geyl nach einer Radierung von Daniel Chodowiecki (1726 - 1801). Er zeigt wie eine bäuerliche Einwanderergruppe aus dem Alpenraum ausgesehen haben könnte. Vorliegender Beitrag basiert auf der Veröffentlichung der beiden Verfasser (siehe unten) in der Zeitschrift „Pfälzisch-Rheinische Familienkunde“, 57. Jahrgang, 2008, Band XVI, Heft 7, Seite 409 – 414 und wurde nach der Auswertung neuer Literatur erheblich ergänzt. Zur Präzisierung des geografischen Bereiches wird festgestellt, dass unter dem Begriff „Alpenraum“ in Bezug auf diesen Beitrag vorrangig die höhergelegenen Regionen Österreichs und der Schweiz wie Tirol, Vorarlberg, Berner Oberland und Zentralschweiz und in abgeschwächter Form auch die angrenzenden Bergregionen gesehen werden.

Geschichtlicher Hintergrund

Nach dem Dreißigjährigen Krieg waren weite Teile Südwestdeutschlands verwüstet und ganze Landstriche waren entvölkert. Besonders schlimm war die Pfalz betroffen, in der nach Heinz R. Wittner [1] „nach sorgfältiger Schätzung nicht mehr als 15 % der ursprünglichen Bevölkerungszahl lebten. … In der Westpfalz war es die Regel, dass die Dörfer mitunter für Jahrzehnte ausgestorben waren.“ Die Wiederbesiedlung erfolgte nur sehr langsam und wurde immer wieder durch neue Kriege gestört. Dies waren der Holländische Krieg von 1672 bis 1679, der Pfälzische Erbfolgekrieg von 1688 bis 1697 und der Spanische Erbfolgekrieg von 1701 bis 1714. In der Westpfalz wurde die Bevölkerungszahl von 1618 (Beginn des 30jährigen Krieges) erst Anfang des 18. Jahrhunderts wieder erreicht. Nina Schneider hat dies beispielhaft für die sickingische Herrschaft Landstuhl in ihrer Magisterarbeit [2] ermittelt und kommt zu dem Ergebnis, dass 1700 noch nicht einmal die Hälfte der Einwohnerzahl von 1629 erreicht war. In die Pfalz, in das Saarland, in das Elsass, in das deutschsprachige Lothringen, in den Odenwald und in den Kraichgau kamen viele neue Bürger. Dabei war der Anteil der „Neuankommenden“ [3] aus dem Alpenraum, besonders aus der Schweiz sowie aus Tirol und Vorarlberg, recht hoch.

Zu der Einwanderung aus dem Alpenraum gibt es inzwischen eine Reihe von Veröffentlichungen [1, 4, 5, 6, 7, 8, 25]. Die Zeit der Einwanderung liegt zwischen 1650 und 1750, wobei es Phasen stärkerer und geringerer Einwandererzahlen gibt. Dies hing erheblich von der politischen Situation in den Zielgebieten ab. So unterscheidet man bei den Schweizer Einwanderern eine erste Periode in den Jahrzehnten nach dem 30jährigen Krieg und eine zweite Periode nach dem Frieden von Ryswyk 1697. Für das Stanzertal in Tirol berichtet Anton Spiss [9], „dass die Wanderbewegungen erst ab 1691 ein größeres Ausmaß erreichten, zwischen 1711 und 1720 einem Höhepunkt zustrebten, und nach einem kurzfristigen Rückgang ab der Mitte des 18. Jahrhunderts wieder zunahmen.“ Diese Entwicklung ist möglicherweise lokalspezifisch und nicht unbedingt auf andere Teile von Tirol zu übertragen.

Petto [8] zeigt in einer Grafik für die Einwanderung aus Tirol und Vorarlberg in die Saargegend eine ab 1675 stark ansteigende Zuwanderung mit einem ersten Extremwert um 1685, dann eine fallende Tendenz bis etwa 1705 und anschließend einen kräftigen Anstieg bis zum Maximum kurz vor 1720. Danach fällt die Zuwanderung bis etwa 1745 stark ab und läuft bis 1800 ganz aus.

Walck [25] zeigt in einer statistischen Auswertung für „Tiroler“, die ins Elsass und nach Lothringen kamen, nach einer geringen Einwanderung bis 1679 ein Jahrzehnt (1680 – 1689) hoher Einwandererzahlen (12 % aller erfassten Tiroler), von 1690 bis 1699 einen leichten Rückgang und dann von 1700 bis 1719 hohe und steigende Zahlen (14 – 15 %) gefolgt von einem deutlichen Rückgang auf unter 4 % zwischen 1750 und 1759.

Die Erfassung der Einwanderer aus dem Alpenraum in den südwestdeutschen Raum ist recht unvollständig und leidet stark darunter, dass vielerorts besonders vor 1700 die Herkunft nicht dokumentiert wurde (z. B. in [3]) oder die Urkunden (meist die Kirchenbücher) verloren gegangen sind. Dies gilt hauptsächlich für die Tiroler [10]. Abhängig von den Herrschaftsgebieten und der Religion (die Tiroler waren durchweg katholisch, die Schweizer waren überwiegend reformiert) gab es innerhalb der Zielgebiete unterschiedliche Entwicklungen. Die Verfasser gehen davon aus, dass die Einwanderung aus Tirol und Vorarlberg wesentlich höher war als es Petto in [8] für die Saargegend ermittelt hat.

Die Gründe für die Auswanderung aus dem Alpenraum werden in einigen Veröffentlichungen ausführlich erläutert. Die vorherrschende Meinung ist heute, dass Überbevölkerung und wirtschaftliche Gründe die wesentlichen Ursachen sind. Dabei wird die wirtschaftliche Not als Folge der Überbevölkerung gesehen.

Die Verfasser haben die Bevölkerungssituation im Bereich von Tirol und Vorarlberg sowie den Alpenregionen der Schweiz näher untersucht. Dabei wurde geprüft, ob es auch andere Gründe für die Auswanderung gab [10], als das allgemein angenommene starke Anwachsen der Bevölkerung.

Der Alpenraum wurde von den kriegerischen Ereignissen des Dreißigjährigen Krieges weitgehend verschont. Allerdings breitete sich die große Pestepidemie [11], die in Süddeutschland 1634 - 1636 die Bevölkerung weiter dezimierte, auch in den Alpenraum aus. Alfons Kleiner [12] berichtet für das Tannheimer Tal in Tirol, dass durch die Pest 1635 mindestens zwei Drittel der Einwohner starben. In [13] wird für Tirol insgesamt ein Bevölkerungsverlust durch die Pest von 10 % bis 40 % angegeben. Auch die Schweiz wurde in jener Zeit von der Pest heimgesucht. Geht man von einer normalen Bevölkerungsentwicklung aus (d. h. etwa Verdopplung in einem Jahrhundert), ist kaum damit zu rechnen, dass schon eine Generation später die Bevölkerung so stark angewachsen ist, dass eine Auswanderungswelle ausgelöst wird. Der entscheidende Punkt ist offensichtlich, dass nicht die Bevölkerung auf ein zu hohes Maß anwuchs, sondern dass die klimatischen Verhältnisse sich insgesamt und besonders für die Landwirtschaft sehr zum Negativen änderten und sich damit die Ernährungsbasis dramatisch verschlechterte.

Erst nach 1700 erreichte die Bevölkerung im Alpenraum eine Größe, die, obwohl sich das Klima wieder verbesserte, nicht mehr ernährt werden konnte. Dazu findet sich z. B. in [14] für die Gemeinde Zams in der Herrschaft Landeck in Tirol ein Hinweis. Dort wurde 1708 beschlossen, keine fremde Personen mehr in die Gemeinde aufzunehmen. Begründet wurde dies mit „… sodaß die eigenen Gemeindekinder keine Herberg mehr bekommen konnten und die Feldfrüchte nicht mehr ausreichten.“

Klimawandel im Alpenraum
Hinweise von Roman Spiss [9] auf einen Klimawandel in jener Zeit in Tirol und von Nina Schneider [2] auf einen Klimawandel in der Schweiz, führen in die richtige Richtung. Seit dem Wechsel vom 13. in das 14. Jahrhundert bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts dauerte eine allgemeine Klimaverschlechterung an, die unter dem Namen Kleine Eiszeit bekannt ist. Der Begriff „neuzeitliche Gletscherhochstandsperiode“ ist allerdings zutreffender, da es sich nicht um eine Eiszeit, sondern um eine Zeit weltweit auftretender Gletscherhochstände handelt [15]. Auslöser waren Phasen von sinkenden Temperaturen in allen Jahreszeiten. Besonderes Beispiel hierfür ist das Maunder-Minimum von 1645 bis 1715. Es bezeichnet eine Zeit geringer Solarstrahlung, die zu niedrigen Temperaturen und einem Anwachsen der Gletscher führte. Insbesondere in Tirol und dem heute italienischen Südtirol erreichten die Gletscher ihre neuzeitlichen Maxima um 1680. In den Ostalpen wird dieser Gletschervorstoß als Fernau-Stadium, nach der Typuslokalität Fernauferner im Stubaital, bezeichnet. Die Ko-Autorin hat in ihrer Forschungsarbeiten [15, 28] im Martelltal in Südtirol den Gletschervorstoß um 1680 nachgewiesen. Er ist dort in Form eines End- und Ufermoränenwalls als geomorphologischer Zeitzeuge im Gelände erhalten und dokumentiert den größten Vorstoß der neuzeitlichen Gletscherhochstandsperiode.

Nach Wikipedia (Stand Dezember 2011) "werden als Ursache für die Kleine Eiszeit eine geringere Aktivität der Sonne sowie ein verstärkter Vulkanismus angesehen. Der Zeitraum von 1645 bis 1715 markiert einen der Höhepunkte der Abkühlung innerhalb der Kleinen Eiszeit. Parallel dazu zeigte die Sonne ein Minimum an Sonnenflecken, das Maunderminimum, mit dem eine verringerte Strahlungsintensität einherging. Schon eine geringfügige Abschwächung kann auf der Erde zu signifikanten Abkühlungserscheinungen führen, die durch Messung des radioaktiven 14C-Anteils auch für die Vergangenheit nachweisbar sind. ... In die Kleine Eiszeit fiel eine Reihe starker Vulkanausbrüche, Plinianische Eruptionen, die Staub und Asche sowie Gase, unter anderem Schwefeldioxid (SO2), hoch in die Erdatmosphäre schleuderten."

Allgemein sind Gletschervorstöße in den Alpen stets mit einer Verkürzung der Vegetationsperiode und Reduzierung der Ernteerträge korrelierbar. Sie sind eindeutige Indikatoren für die agrarwirtschaftliche Situation in den Alpentälern. Aufgrund der Trägheit der Gletscher kann es jedoch vorkommen, dass die Jahre kurzer Vegetationsperioden aufgrund von langen Wintern und kühlen Sommern einige Jahre vor den Maximalständen der Gletschervorstöße datiert werden.

Mauelshagen verdeutlicht in der „Klimageschichte der Neuzeit 1500 – 1900“ [23] die Situation:
1939: F. Matthes prägt den Begriff "little ice age".
1955: „G. Utterström löst Debatte über wirtschaftliche Folgen des Klimawandels im 16./17. Jh. aus.“
„Die Dekade zwischen 1691 und 1700 gehört zu den drei kältesten des gesamten Zeitraums seit 1500.“
„Man kann sagen, die Kleine Eiszeit schlägt sich vor allem in deutlich kälteren Wintern und Frühjahren nieder.“
„Zusammenfassend kann man sagen, dass drei Antriebsfaktoren für das Klimaregime der Kleinen Eiszeit in der nördlichen Hemisphäre verantwortlich waren:
1. eine Abschwächung der Sonneneinstrahlung ....
2. Einbrüche der Sonnenaktivität ....
3. eine ungewöhnliche Häufung starker Vulkanausbrüche.
Längere nasse Phasen bei der Aussaat im Herbst reduzierten den Stickstoffgehalt der Böden und verringerten in der Regel die Saatfläche. Kalte Perioden im März und April im folgenden Jahr (nach der Aussaat) verringerten den Umfang der Getreideernte sowie der Molkereiproduktion.
Als Reaktion auf biophysikalische Auswirkungen des Klimawandels der Kleinen Eiszeit lässt sich die Verschiebung von Anbaugrenzen für bestimmte Nutzpflanzen fassen.“

Schon vor der klimatischen Ungunstphase ab Mitte des 17. Jh. war in der Alpenregion ein Punkt erreicht, an dem eine Erweiterung der Ackerflächen durch Rodungen nicht mehr möglich war. Eine Vielzahl von Urkunden aus jener Zeit belegen, dass mit der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche sorgsam umgegangen werden musste. Durch verschiedene Verordnungen war die Viehweide (Weideordnung), die Nutzung der Almen (Alpordnung), die Bewässerung (Waalordnung) und das Holzschlagen (Holzordnung) sehr genau geregelt, und es blieb nicht aus, dass es auch viele Verstöße dagegen gab [14, 16, 17, 18]. Die Tallagen litten verstärkt unter Überschwemmungen, Lawinen und Muren. Aus dem Boden war damals einfach nicht mehr herauszuholen, um eine wachsende Bevölkerung zu ernähren.

Die Zeit der ersten Auswanderungsperiode (1650 bis 1700) fällt eindeutig in eine Phase kalter Temperaturen zu allen Jahreszeiten und somit zu einer erheblichen Reduzierung des Ernteertrags. Die landwirtschaftlichen Anbaubedingungen verschlechterten sich nicht nur aufgrund der verkürzten Sommer und der dadurch verursachten geringeren Erträge. Aufgrund der sinkenden klimatischen Schneegrenze konnten auch höher gelegene Flächen nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden. Die Temperaturen der Jahres-, Sommer- und Wintermittel lagen Ende des 17. Jahrhunderts um 0,6 °C bis 0,8 °C unter dem langjährigen Mittel von 1851 bis 1950 [19]. Die schnee- und eisfreie Periode verkürzte sich, und die Sommer waren regnerisch und kühl [20]. Die Korrelation zwischen den Temperaturveränderungen Ende des 17. Jahrhunderts und dem langjährigen Mittel einerseits und den agrarwirtschaftlichen Gegebenheiten andererseits ergibt einen Verlust des Anbaugebietes von 100 Höhenmetern. Dabei ist zu betonen, dass insbesondere die Flächen der hochmontanen und subalpinen Höhenstufe betroffen waren, die früher zum Getreideanbau genutzt wurden. Durch den Flächenverlust in einer Höhe von rund 1800 m konkurrierten Siedlungen, Weiden, Wald und Getreideanbau um die spärlichen Flächen im Talboden. Verstärkend kam die Bedrohung und der Flächenverlust durch erhöhte Schwemmfächeraktivitäten, Felsstürze und Murenabgängen hinzu.

Die Bevölkerung lebte hauptsächlich von Getreide. Der Kartoffelanbau begann erst viel später, z. B. 1772 im Tannheimer Tal [12]. Die Not war groß. Ein Bittgesuch [16] von 1663 zur Genehmigung des Gemspirschens im Tannheimer Tal enthält: „Die im rauhen Gebirge lebenden Bittsteller leben nur von Gerste und Hafer, welche nicht immer ausreifen und durch Hochwetter bedroht sind.“ In der Geschichte von Bern [21] heißt es: „1692 - große Hungersnot in der ganzen Schweiz“.

Jäger, Georg beschreibt in seinem Buch "Fernerluft und Kaaswasser - Hartes Leben auf den Tiroler Almen" [24] in vielen Beispielen, wie es in der "Kleinen Eiszeit" durch die Klimaverschlechterung zur Ertragsminderung, zur Überweidung und Zerstörung der schützenden Vegetationsdecke, zu verkürzten Almsommern, vorzeitigen Almabfahrten, Hungersnot und vielen Leiden für die Bevölkerung kam:
Dazu ein Zitat von Seite 14:
"Gerade das Herabdringen der Ferner oder Keese in den tiefer gelegenen Siedlungs- und Wirtschaftsraum, in ein Gebiet, das über Jahrhunderte hinweg ertragreiches und fruchtbares Kulturland war, gehörte für die Alm- und Bergbauern während der "Kleinen Eiszeit" (1560 - 1850) zum Dämonisch-Unfassbaren."

Weitere Auszüge aus dem Buch:
S. 16: "Die Jahre von 1560 bis 1573, von 1585 bis 1615 und von 1676 bis 1697 sowie von 1755 bis 1776 waren ausgesprochen kalte Phasen."
S. 23: "... in den anderen "Jahren ohne Sommer" wie etwa 1675 und 1818 ...". "Der August 1675 war vergleichsweise noch kälter als jener von 1816. Die höher gelegenen Almweiden blieben damals den ganzen Sommer unter den Schneemassen begraben". "Auch die Zeit zwischen 1688 und 1699 war wieder eine frostige und somit für die Landwirtschaft ungünstige Periode."
S. 33: "Vor allem wegen der ungünstigen klimatischen Verhältnisse erfolgte damals im Laufe des 17. Jahrhunderts ein Rückgang der oberhalb der Baumgrenze in der alpinen Mattenstufe betriebenen Almwirtschaft /"Hochalmen"), während in den tieferen Lagen die Wälder für neue Almgebiete ("Waldalmen") gerodet wurden". ... "Neben der Fruchtbarkeit der Almböden nahm auch die Gesamtfläche der bestoßenen Weidegründe ab."
S. 48: 1680er-Ausbruch des Rofener Eisstausees.
S. 53: "Als extreme Lawinenmaxima gelten die Jahre 1689, 1720 und 1951."
S. 54: "Von Ende der 1670er-Jahre bis 1701 standen die Winter häufig unter dem Einfluss polarer Luftmassen und waren durchschnittlich fast um zwei Grad kälter als in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts."

In einem weiteren Buch [27] zur Agrar- und Klimageschichte von Tirol liefert Georg Jäger ergänzende Fakten zur schwierigen Situation, z. B.:

S. 31: "Weitere markante Kältehöhepunkte waren, wenn man von 1460 absieht, jene um 1640, 1680-1710 und 1840." "... durch die neuzeitliche Klimaverschlechterung hervorgerufene Verkürzung der Vegetationszeit im Bergland um ein bis zwei Monate."

S. 39: "Gerade in der Zeit zwischen 1688 und 1700 wird immer wieder von Nahrungsmangel berichtet. Der Missernte, welche im Jahr 1692 entstand, und der großen Teuerung, welche im Jahre 1693 eintrat, folgte 1694 ein neues Unglück, nämlich eine ansteckende Seuche. ... Diese längere, äußerst frostige und somit für die Landwirtschaft ungünstige Periode im 17. Jahrhundert markierte den Tiefpunkt der > Kleinen Eiszeit < ".

S. 40: "Das besonders >verrückte < Wettergeschehen zwischen 1644 und 1670: schwere Stürme, kalte Sommer und früher Schnee".

S. 161: "Während der 1690er-Jahre strömten immer wieder kalte polare Luftmassen in den Alpenraum, was teilweise auch für die Landwirtschaft verheerende Folgen mit sich brachte."

S. 179: "Die drei großen Hungersnöte von 1527-1531, 1594-1597 und 1659-1662 waren für die frühe Neuzeit besonders verheerend."

S. 183: "Infolge der klimabedingten Teuerungen und Hungersnöte verließen im Herbst 1628 und im Frühjahr 1629 zahlreiche Bewohner aus dem Oberinntal ... ihre Heimat, um in 'Österreich' (Niederösterreich) bessere Lebensbedingungen zu finden."

S. 264: "Von 1690 bis 1710 waren die Winter überhaupt die härtesten und strengsten der "Kleinen Esizeit", was sich bevölkerungsmäßig in einer sprunghaften Erhöhung der Todesfälle niederschlug."

S. 267: "Eine Wetterchronik beschreibt auch die damaligen ungünstigen Klimaverhältnisse am Gardasee: Der Winter 1708 bis 1709 war sehr kalt, wobei zu Beginn des Jahres 1709 Tiefstwerte von oft unter 20 Grad Celsius erreicht wurden. Im Jänner und Februar war der Gardasee ganz zugefroren."

S. 401: "Nicht weniger als 80 Prozent des Ertrages der Landwirtschaft hängen vom Wetter ab."

S. 407: "Von 1664 bis 1693 wütete der > Weiße Tod < im Außenfern, worüber u. a. die Lechtaler Chronik berichtet."

S. 408: "Ausgesprochen große Lawinenschäden gab es Anfang Februar 1689 im Montafon. ... In der Folgezeit wurde im Montafon das Jahr 1689 als das > entsetzlichste < bezeichnet."

S. 413: "Mit ungewöhnlicher Geschwindigkeit ließ die Klimaverschlechterung der > Kleinen Eiszeit < die Alpengletscher vorrücken. Dabei wurden Almflächen zerstört und mancherorts brachen Gletscherstauseen aus."

Die Allgäuer Chronik [30] enthält für Schwaben Informationen, die das Gesamtbild ergänzen:

Seite 303 - 305:

1684:

"In Schwaben schwerster Winter seit 1503. Viele Bäume zerspringen vor Kälte mit großem Geknall. Der Bodensee friert völlig zu."

1685:

"Wegen des nassen und kalten Wetters verfault im Sommer in Schwaben das Heu auf den Feldern; an Weihnachten dagegen fangen die Bäume an zu blühen."

"Im August fällt im Allgäu tiefer Schnee; in Kempten bleibt er dreißig Zentimeter hoch liegen."


Seite 313:

1694:

"Gegen Jahresende friert der Bodensee zu."

R. v. Klebelsberg zeigt 1947 in seinem Buch "Die Obergrenze der Dauersiedlung in Nordtirol" [26] wie intensiv die Besiedlung bis in hohe Lagen erfolgt. Dabei stellt er Seite 7 fest: "Klimatisch hängt die obere Siedlungsgrenze wie alle anderen biologischen und kulturellen Höhengrenzen von der Lage der Schneegrenze als klimatischer Höhengrenze erster Ordnung ab." Seite 22/23 stellt er fest, dass die Rofenhöfe im Ötztal mit 2014 m die höchstgelegene Dauersiedlung im ganzen deutschen Sprachgebiet sind. Im Alpenraum liegen nur noch die Weiler Juf (2133 m) in der Gemeinde Avers bei Thusis (Graubünden, rätoromanisch) und das Dörfchen Trepalle (2088 m) in der italienischen (Bormio) Valle Livigno unweit der Bündner Grenze höher. Beispielhaft geht die Dauersiedlung 1947 im Stanzertal bis 1423 m, im Paznauntal bis 1660 m und im Pitztal bis 1734 m. Wieweit sich die Obergrenze der Dauersiedlung in den letzten Jahrhunderten veränderte, ist in der Schrift leider nicht aufgezeigt.


Gletscher gelten als eindeutige und empfindliche Anzeiger klimatischer Veränderungen. Dies ist in [28] ausführlich beschrieben. Für den Langenferner im Martelltal ergibt sich aus der Rekonstruktion der Gletscherstände, dass die Gletscherzunge um 1680 auf einer Höhe von 2320 m endete. Im Jahr 2002 endete die Zunge auf einer Höhe von 2720 m. Einem Rückzug des Gletschers nach 1680 (ohne Berücksichtigung von späteren Vorstößen, besonders um 1850) um rund 400 Höhenmeter steht die Frage gegenüber, wie stark und schnell der Gletschervorstoß vor 1680 erfolgte.

Modellrechnungen für einige repräsentative Täler mit hoher Anzahl von Auswanderern, z. B. Stanzertal, Paznauntal und Pitztal, deuten darauf hin, dass sich die Anbaufläche für Getreide um 20 % bis 30 % verringerte. Der Klimawandel vergrößerte aber nicht nur die Gletscher, sondern verschlechterte das gesamte Klima in den Tälern. Die kühlen und feuchten Sommer führten zu geringerem Wachstum und erhöhter Verderblichkeit des Getreides, so dass sich die Ernteerträge pro Hektar deutlich reduzierten. Auch hier ist von Ernteeinbußen von 10 % bis 30 % im Vergleich zur ersten Hälfte des 17. Jh. zu rechnen. Das bedeutet, dass sich die Ernteerträge (in Bezug auf die Gesamtmenge etwa um 1640) bis zur Hälfte reduzierten und damit die Bevölkerung nicht mehr zu ernähren war.

Heinz R. Wittner [1] schreibt für die Pfalz: „Ab 1707 gab es mehrere Jahre hintereinander mit schlechter Witterung und in Folge dessen kam es zu Missernten und einer Hungerkatastrophe. Die schlimmsten Katastrophenjahre waren 1709/10. Zusammen mit diesen Hungerjahren und den Kriegslasten setzte damals die erste große Auswanderungswelle nach Amerika ein. Bis zum Herbst 1709 waren bereits 13000 Pfälzer in England eingetroffen, um nach Amerika weiter zu wandern.“ Einschränkend muss festgestellt werden, dass der Begriff „Pfälzer“ sich dabei nicht nur auf die heutige geografische Pfalz, sondern auf die damaligen Territorien beiderseits von Ober- und Mittelrhein bezog [22]. Wenn jedoch eine solche Hungerkatastrophe im südwestdeutschen Raum - während noch laufender Wiederbesiedlung - schon solche Folgen hatte, lässt sich erahnen, welcher gewaltige Druck sich schon einige Jahrzehnte vorher durch den Klimawandel in den Alpenregionen aufbaute.

Vergleicht man nun die Zeiten stärker und schwächer werdender Auswanderungen mit der Klimaentwicklung, so kommt man zu folgenden Abhängigkeiten:

Die erste Auswanderungsperiode von 1650 bis 1700 mit einem Maximum um 1685 deckt sich relativ gut mit der Klimaverschlechterung, die mit dem größten Gletschervorstoß um 1680 ihr Maximum erreichte. Nach 1700 ist eine Entspannung der klimatischen Verhältnisse zu sehen, aber gleichzeitig erreicht die Zahl der Bewohner der Alpenregionen trotz der bereits im 17. Jh. erfolgten Auswanderung eine Größe, dass die Ernährung mit den begrenzten Flächen auch bei normalisierten Ernteerträgen (vergleichbar etwa mit 1640) nicht mehr möglich war. Die zweite Auswanderungsperiode mit einem Maximum um 1715/20 ist daher tatsächlich eine Folge der angewachsenen Bevölkerung.

Fazit
Die Klimaverschlechterung während des Zeitraumes der "Kleinen Eiszeit" von 1645 bis 1715 in Verbindung mit den größten Abkühlungen und einer maximalen Gletscherausdehnung um 1680 in Tirol, führte durch die dadurch erheblich tiefere Vegetationsgrenze zwangsläufig zu einer starken Reduzierung der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche in allen höher gelegenen Alpenregionen. Gleichzeitig führte die Abkühlung zu solchen Wetterverschlechterungen, dass sich auf den restlichen Anbauflächen die Ernteerträge ganz erheblich verringerten. Gerade die Kombination aus reduzierten Anbauflächen einerseits und wetterbedingt schlechteren Erträgen über einige Jahrzehnte andererseits führte zu zunehmenden wirtschaftlichen Problemen. Die Schwierigkeiten bei der Versorgung der Bevölkerung müssen seit etwa 1650 erheblich gewachsen sein. Nur die Auswanderung oder der zeitweise Broterwerb in der Fremde konnten eine Entlastung bringen. Nicht das Bevölkerungswachstum an sich, sondern die zunehmend schlechtere Ernährungssituation durch den Klimawandel in der neuzeitlichen Gletscherhochstandsperiode, verbreitet "Kleine Eiszeit" genannt, war die Triebkraft und Hauptursache für die Auswanderung aus dem Alpenraum in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts mit ihrem Höhepunkt zwischen 1680 und 1690.

Quellen und Literatur

[1] Heinz R. Wittner: Schweizer (Einwanderer) in der Vorder- und Südpfalz, Ludwigshafen 2003.

[2] Nina Schneider: Die Wiederbesiedlung der sickingischen Herrschaft Landstuhl nach dem 30jährigen Krieg, Magisterarbeit Uni Mainz 1998.

[3] Hermann Müller; Wendelin Petry: Denombrement der Herrschaft Landstuhl Anno 1681, in Pfälzisch-Rheinische Familienkunde, Heft 6, 2003.

[4] Walter Petto: Wanderungen aus Tirol und Vorarlberg in das Saarland, Saarbrücken 2000.

[5] Ernst Drumm, Die Einwanderung Tiroler Bauhandwerker in das linke Rheingebiet 1660 - 1730,
Zweibrücken 1950.

[6] Schweizer Einwanderer im Westrich 1650 – 1750, Zweibrücker Arbeitsgemeinschaft für Familienforschung 1995

[7 Karl Diefenbacher; Hans Ulrich Pfister; Kurt H. Hotz: Schweizer Einwanderer in den Kraichgau nach dem Dreißigjährigen Krieg, Ladenburg 1983.

[8] Walter Petto: Die Einwanderung aus Tirol und Vorarlberg in die Saargegend, Saarbrücken 1976.

[9] Roman Spiss: Saisonwanderer, Schwabenkinder und Landfahrer – Die gute alte Zeit im Stanzertal, Innsbruck 1993.

[10] Hermann Müller: Wanderungsgeschichte: Beitrag zur Einwanderung von Tirolern in die Westpfalz und in angrenzende Regionen nach dem Dreißigjährigen Krieg. Internet:
www.mueller-heppenheim.de/tiroler1.htm, 2007, mit fortlaufender Aktualisierung.

[11] Sighard Volp: Das Umstädter Pestbuch – Die große Pest 1634 – 1636, Groß-Umstadt 2005

[12] Alfons Kleiner: Das Tannheimer Tal. Steiger Verlag Innsbruck, 2. Auflage 1990.

[13] Rudolf Palme u. a.: Geschichte des Landes Tirol, Band 2 – Die Zeit von 1490 bis 1848, Bozen 1998.

[14] Sebastian Hölzl:, Die Gemeindearchive des Bezirkes Landeck, Tiroler Geschichtsquellen, Innsbruck 1997.

[15] Stefanie Müller: Gletscherstände und Klimawandel im Hinteren Martelltal, Südtirol. Dissertation Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, 2006.

[16] Sebastian Hölzl: Die Gemeindearchive des Bezirkes Reutte, Tiroler Geschichtsquellen, Innsbruck 1997.

[17] Sebastian Hölzl: Stadtarchiv und Museumsarchiv Imst, Tiroler Geschichtsquellen, Innsbruck 1992.

[18] Sebastian Hölzl: Gemeindearchive Arzl im Pitztal und Längenfeld, Tiroler Geschichtsquellen, Innsbruck 1986.

[19] Christian-Dietrich Schönwiese: Klimaänderungen, Berlin, 1995.

[20] Christian Pfister: Wetternachhersage – 500 Jahre Klimavariationen und Naturkatastrophen, Bern 1999.

[21] Historisches Lexikon der Schweiz - Pest in der Schweiz. Internet: http://hls-dhs-dss.ch/m.php?lg=&article=D7980.php, 2011.

[22] Karl Scherer: „… ist in Pennsylvanien gezogen …“, in „300 Jahre Pfälzer in Amerika“, Landau 1983.

[23] Franz Mauelshagen: Klimageschichte der Neuzeit 1500 - 1900. WBG 2010.

[24] Georg Jäger: Fernerluft und Kaaswasser - Hartes Leben auf den Tiroler Almen. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2008.
[25] Roland Walck: Les batisseurs tyroliens en Alsace et en Lorraine sous l'Ancien Régime. Octobre 2010. Selbstverlag.

[26] R. v. Klebelsberg: Die Obergrenze der Dauersiedlung in Nordtirol. Universitäts-Verlag Wagner, Innsbruck, 1947.

[27] Georg Jäger: Schwarzer Himmel - Kalte Erde - Weißer Tod. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2010.

[28] Stefanie Müller: Geomorphologische Untersuchung zur spätglazialen und holozänen Gletscherentwicklung im Hinteren Martelltal, Südtirol (Italien). Magisterarbeit, Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg i. Brsg., 2003.

[29] Wolfgang Behringer: Kulturgeschichte des Klimas - Von der Eiszeit bis zur globalen Erwärmung. dtv 2011.

[30] Alfred Weitnauer: Allgäuer Chronik - Daten und Ereignisse. Band II. Kempten 1971.

Autoren:

Dr. Hermann Müller, Silvanerweg 7, 64646 Heppenheim;

Dr. Stefanie Fey, Ernst-Moritz-Arndt-Straße 8, 64625 Bensheim-Auerbach


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Witterung bei der Geburt von AB:

1684:
"In Schwaben schwerster Winter seit 1503. Viele Bäume zerspringen vor Kälte mit großem Geknall. Der Bodensee friert völlig zu."

Heinz R. Wittner [1] schreibt für die Pfalz: „Ab 1707 gab es mehrere Jahre hintereinander mit schlechter Witterung und in Folge dessen kam es zu Missernten und einer Hungerkatastrophe. Die schlimmsten Katastrophenjahre waren 1709/10. Zusammen mit diesen Hungerjahren und den Kriegslasten setzte damals die erste große Auswanderungswelle nach Amerika ein. Bis zum Herbst 1709 waren bereits 13000 Pfälzer in England eingetroffen, um nach Amerika weiter zu wandern.“ Einschränkend muss festgestellt werden, dass der Begriff „Pfälzer“ sich dabei nicht nur auf die heutige geografische Pfalz, sondern auf die damaligen Territorien beiderseits von Ober- und Mittelrhein bezog [22]. Wenn jedoch eine solche Hungerkatastrophe im südwestdeutschen Raum - während noch laufender Wiederbesiedlung - schon solche Folgen hatte, lässt sich erahnen, welcher gewaltige Druck sich schon einige Jahrzehnte vorher durch den Klimawandel in den Alpenregionen aufbaute.

http://www.heimat-pfalz.de/einwanderung.html
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Köhler
Köhler bezeichnet einen in Deutschland nahezu ausgestorbenen Beruf, dessen Aufgabe es ist, Holzkohle herzustellen. Dazu wird Holz in einem Kohlenmeiler verschwelt. Der zugehörige Handwerksbetrieb nennt sich Köhlerei.


Inhaltsverzeichnis
1 Geschichte und Technik
2 Siehe auch
3 Literatur
4 Weblinks
5 Einzelnachweise

Geschichte und Technik

Seit der Eisenzeit werden, vor allem zur Eisenverhüttung, aber auch für die Glasherstellung und die Verarbeitung von Edelmetallen, hohe Temperaturen benötigt. Seit altersher benutzte man dafür Holzkohle. Für ihre Gewinnung wurden ganze Wälder abgeholzt. Mit der verstärkten Nutzung von Steinkohle ab dem 18. Jahrhundert ging die Köhlerei zurück.


Bereits im Altertum wurde Holzkohle in Meilern hergestellt. Hierbei werden Holzscheite in kegelförmige Haufen (Meiler) um Pfähle gesetzt, ein mit Reisig und Spänen gefüllter Feuerschacht angelegt und eine luftdichte Decke aus Gras, Moos und Erde geschaffen. Im Feuerschacht wird der Meiler entzündet, sodass bei einer Temperatur zwischen 300 und 350 °C der Verkohlungsprozess einsetzt. Der Prozess dauert sechs bis acht Tage – bei großen Meilern auch mehrere Wochen, während der Köhler darauf achten muss, durch Regelung des Windzugs (durch Aufstechen und Wiederverschließen von kleinen Löchern) den Meiler weder erlöschen noch in hellen Flammen aufgehen zu lassen. Am aus dem Meiler austretenden Rauch konnte der Köhler den Status des Verkohlungsprozesses erkennen. War der Rauch dick und grau, war das Holz noch roh; dünner, blauer Rauch zeigte eine gute Verkohlung an.


In früheren Zeiten führten Köhler ein karges, einsames Leben. Sie lebten stets in der Nähe des Meilers in einer Köhlerhütte (Köte). Während des gesamten Mittelalters waren die Köhler geächtete Leute. Ihr Beruf galt als unehrenhaft. Immer wieder wurden ihnen dunkle Machenschaften nachgesagt. Noch heute gibt es eine gewisse Verunglimpfung dieses (Ex)Berufsstandes: Man spricht vom Köhlerglauben, womit gemeint ist einem blinden Glauben anzuhängen. Wegen der ständigen Pflicht, den Meiler auf der richtigen Temperatur zu halten, und dem aus dem Meiler aufsteigenden Kohlenmonoxid kann davon ausgegangen werden, dass Angstzustände, Schlafmangel, andere psychische Auffälligkeiten undBrandnarben zum Berufsbild gehörten.


Außerhalb Deutschlands wird die Köhlerei weiterhin gewerblich betrieben.[1] Nur noch rudimentär in Europa, so in Rumänien[2], ansonsten in den tropischen Wäldern Südamerikas[3] und Afrikas.[4] Noch bis ins 20. Jahrhundert benutzten Köhler in abgelegenen Gegenden, wie im Harz und im Thüringer Wald, Hillebillen (tönende Buchenholzbretter) als Alarm- und Informationsinstrument. An diese Zeiten erinnert noch heute der Name eines Höhenzugs im Harz, der „Hillebille“ genannt wird. In der heutigen Zeit wird die Tradition dieses alten Handwerkes zum großen Teil von Vereinen aufrechterhalten. Die bekanntesten sind derEuropäische Köhlerverein und der Köhlerverein Glasofen.

Siehe auch
Pflanzenkohle
Literatur
Vincenz Dietrich: Das Ganze der Verkohlung in stehenden Meilern oder die sogenannte italienische Köhlerei, nach den 30jährigen praktischen Erfahrungen und Betriebsresultaten zu Hieflau und Obersteiermark bearbeitet. Kienrich, Graz 1847 (Digitalisat).
Karl Hasel, Ekkehard Schwartz: Forstgeschichte. Ein Grundriss für Studium und Praxis. 2., aktualisierte Auflage. Kessel, Remagen 2002, ISBN 3-935638-26-4.
Thomas Strauch: Von Köhlern, Rußbrennern und Harzsammlern – Historische Waldberufe rund um die Holzverwertung. Im Jahrbuch zum Bergmannskalender 2007, Seite 173 bis 180. Herausgegeben von der Deutschen Steinkohle AG.
Weblinks
Commons: Köhlerei – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Köhlerei in Sosa zu DDR-Zeiten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Europäischer Köhlerverein
Das Köhlerhandwerk in der Pfalz
Michaela Vieser, Irmela Schautz: Ohne Köhler kein Fortschritt auf Spiegel Online am 22. Juni 2012
Köhlerei im Entlebuch (Schweiz) UNESCO Biosphären Kulturerbe



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PECH:

Geschichte
Verwendung

Die Verwendung von Pech kann archäologisch seit der Altsteinzeit belegt werden. Bekannt ist der Pechrest von Königsaue, der mit ca. 50.000 Jahren als ältester Kunststoff Europas gilt. Speziell Birkenpech scheint hier verwendet worden zu sein. Auch im Alten Testament wird der Gebrauch von Pech an drei Stellen beschrieben. Einmal beim Bau der Arche, dort wird Pech zum Abdichten benutzt, nach Moses Geburt zum Abdichten des Körbchens, in dem er im Wasser des Nils gerettet wurde, und beim Turmbau zu Babel, dort wird Pech als Bindemittel für Lehmziegellagen erwähnt.

Von Theophrast (371–287 v. Chr.) und Plinius dem Älteren (23/24–79 n. Chr.) stammen frühe Texte zur Pechgewinnung. Plinius unterscheidet zwischen dem meilerartigen Schwelprozess und der Ofenherstellung.

Pech wurde zum Kalfatern (besondere Form des Abdichtens), Schmieren sowie als Brenn- oder Klebstoff verwendet. Zum Abdichten wurde es im Schiffbau (Planken, Segel- und Tauwerk) oder für Holzgefäße (Kübel, Fässer) verwendet. Des Weiteren waren Pechfackeln in Gebrauch. Fuhrleute schmierten mit Pech die hölzernen Wagenachsen und verhandelten dafür zusätzlich das „Schmiergeld“.

Die Sohlen von rahmengenähten oder gedoppelten Schuhen wurden früher mit einem sogenannten Pechdraht genäht, der kurz vor der Verwendung aus mehreren Leinenfäden hergestellt wird, die mit Pech eingerieben, zusammengedreht und an den Enden mit einer Schweins- oder Stahlborste versehen werden. Das Pech sorgt nicht nur für den Zusammenhalt des Fadens, sondern auch für die Abdichtung der Naht. Dieses Verfahren wurde in der Neuzeit weitgehend durch geklebte Schuhböden oder die Verwendung von Kunststofffäden verdrängt.

In der mittelalterlichen Kriegführung wurde Pech beispielsweise für die Herstellung von Brandpfeilen verwendet. Dass bei Belagerungen von Burgen kübelweise heißes Pech durch Wehrerker (seit dem 19. Jahrhundert auch „Pechnase“ genannt) auf die Angreifer gegossen wurde, kam jedoch – wenn überhaupt – nur selten vor, da die Herstellung großer Mengen Pech aufwendig und teuer war.

Wie vielseitig Pech heutzutage verwendbar ist, zeigt z. B. der Einsatz als Poliermittelträger zur Herstellung von großen Spiegeln auch neuester Teleskope.[1] Dabei wird ein in Wasser aufgeschlämmtes Poliermittel, beispielsweise Ceroxid, mit einer dünnen Schicht aus einer Mischung zweier Pecharten (eventuell mit Bienenwachs versetzt) über die zu polierende Oberfläche gerieben.

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Pechgewinnung :

Wie wurde Pech gewonnen?

Die einfachste Art Rohstoff für Pechgewinnung ist das sogenannte Harzscharren.

Harzscharren: im Monat Mai im abnehmenden Monde die Rinde von Fichten etwa 3 Finger breit im Abstand von einer Handbreit um den Baum herum zwei Schuh hoch entfernen (reissen). Austretendes Harz mit krummen Messer in Holzkübel schaben.*21)

Das Harz von den Harzscharrern wird im Pechofen in der Pechhütte (z.B. Pechhütte in Pirna?) in speziellen Töpfen mit erbsengroßen Löchern im Boden über Rinnen geschmolzen. In Gruben härtet das Harz aus. Die Reste werden zu Kienruß verbrannt. Aus hellen Harz wird weißes Pech und aus schwarzen Harz schwarzes Pech. Nach dem Schmelzen werden folgende Sorten unterschieden: Schusterpech, Glas- oder Pichpech, das nicht so harte Tonnenpech wird als Schiffspech, Wagenpech oder Teer verwendet.

Eine Pechhütte - besser Pichschuppen - gab es auch in Sebnitz, wo man die Fässer der dortigen Bierbrauerei " verpichte". Sie stand auf der Wiese vor der Stadt unfern der heutigen Schillerstraße. Das Auspichen habe seinen Nutzen erst bei starken, dicken und würzhaften Bieren, diese würden dadurch besser konserviert, sie würden balsamischer und bekämen einen bitterlichen Geschmack und bei neuen Fässern würde durch den Pechüberzug der Holzgeschmack des Bieres verhindert. *22)

Das meiste Pech in Sachsen wurde im Vogtland und Erzgebirge gewonnen. Das unerlaubte Harzscharren war unter Strafe gestellt.*23)

Die eigentliche Pechgewinnung erfolgte im Pechofen.

Aus der Literatur sind 2 Arten bekannt.

Charakteristisch ist eine zweigeteilte Grube mit einem oberen trichterförmigen und einem darunter liegenden zylindrischen Bereich. In den unteren Teil wurde ein Auffanggefäß gestellt. Darauf eingepasst befand sich ein Gefäß mit Bodendurchlochungen, welches mit harzhaltigen Materialien, z.B. Kienspänen oder Birkenrinde, gefüllt und mit Deckplatte und Lehm abgedichtet wurde. Durch die Wärmeeinwirkung, offenes Feuer oder Meiler, um das obere Gefäß wurde das Harz zum Abfließen getrieben bzw. die Birkenrinde thermisch umgesetzt. Die austretenden flüssigen Bestandteile können im unteren Teil der Grube,
welcher nicht der Wärme ausgesetzt ist, aufgefangen werden. Diese Verfahrensweise nennt man Doppeltopfmethode(nach Kurzweil/Todtenhaupt 1991)

*24)

Nach einer anderen Quelle wurden für einen Pechofen fast 1000 Mauerziegel benötigt. Die Außenmauer war nach oben spitz zulaufend, die Innenmauer hatte zur Abgrenzung des Kienholzstapels meist zwei Löcher - ein Brandloch und ein Setzloch, welches nach Beschickung in beiden Mauern zugemauert wird.

Nicht immer muss für das harzhaltige Material ein Gefäß verwendet werden. Kien kann auch in Form eines Meilers aufgeschichtet werden. Der Meiler darf dann nicht, wie sonst üblich bei der reinen Holzkohlegewinnung, im Inneren entzündet werden, sondern muss von außen nach innen schwelen.

Schwelofen bei Kalkofen Böhmen

Das langsame Schwelen verhindert ein Entzünden und bewirkt ein Austreten und Zusammenfließen der Harze im Zentrum des Meilers, wo eine Auffangeinrichtung vorhanden sein muss - ein Technologieprinzip, welches für alle Teergewinnungsmethoden bis in die Neuzeit gilt. Im Laufe der Jahrhunderte kam es zu Modifizierungen in der Teer- und Pechgewinnungstechnologie, die vor allem eine größere Ausbeute zum Ziel hatten. Verschiedene Meilerformen, kreisrund oder in länglicher Grubenform, finden sich vor allem im skandinavischen bzw. baltischen Raum

Für die Nutzung von Harz, Teer und Pech lassen sich ab dem Mittelalter weitere vielfältige Anwendungsgebiete aufzählen. Älteste Hinweise auf die Verwendung von Teer und Pech im Schiffsbau haben wir aus frühmittelalterlich- slawischem Zusammenhang.

Fackeln und Brandpfeile waren ebenso in Teer getränkt wie Netze, Seile und Jacken. Die Nutzung zielte auf die gute Brennbarkeit von Teer und Pech bzw. auf die konservierende Wirkung. Pechnasen an Befestigungsanlagen des hohen Mittelalters dienten der Feindabwehr, indem erhitztes Pech durch diese gegossen wurde.

Sehr sauberes Pech, mit Lauge verkocht ergibt Seife und ein Gemisch aus Teer und Leinöl ergibt eine Wagenschmiere, die bis in die Neuzeit bekannt war und genutzt wurde.

Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die Ledergerbung und -konservierung. Fast sprichwörtlich ist das Schusterpech zum Geschmeidighalten oder Nachdichten. Manchmal ist dafür bereits ein harzreicher Holzteer ohne Beimischungen geeignet.

Zur Verpichung von Gefäßen wurde sauberes Pech benötigt, um eine geschmackliche Beeinflussung der einzulagernden Nahrungsmittel zu verhindern oder abzustimmen. Bis in die jüngste Vergangenheit fand dies besondere Beachtung beim Abdichten von Bierfässern. Auch die modernen Aluminiumfässer werden verpicht, damit der edle Gerstensaft wohlschmeckend bleibt. Verpicht wurden nicht nur Fässer.

Auch Daubengefäße verschiedener Größe, z.B. Schalen, weisen Pechreste auf.

Die desinfizierende Wirkung bei der Verletzungsbehandlung und Entzündungsvorbeugung beim Vieh,ist seit alten Zeiten überliefert; so wurden wunde Hufe oder die Körper von Rindern zum Schutz gegen Insekten eingestrichen.

Im kultischen Bereich findet Harz Anwendung durch Verbrennung, z.B. Myhrre, und dadurch erzielte Wohlgerüche. Teer-Beräucherungen oder Pechkreuze an Türen, Toren oder auch Betten sollten Mensch und Tier vor Schlimmem bewahren. Während hier Harz und Pech gegen das „Böse“ genutzt wurden, kann man auch vom „Pech verfolgt“ sein, denn „Pech haben“ bedeutet nichts weiter als „Unglück haben“.

Die Redewendung stammt aus der Vogelstellerei und galt den „Pechvögeln“, die sich nicht mehr von pechbestrichenen Zweigen oder Ruten lösen konnten. Auch Mäuse wurden mit Pech gefangen. Sebastian Franck schrieb 1541 dazu: „Die maus hat das bech, der vogel den leim versucht. Die maus weiß nit was bech, noch der vogel was leim ist, bis sies versuchen, etwa drob gefangen werden und schwerlich davon kommen

Ein Rückstand der Pechsiederei, der sog. Pechkuchen, geht an das Gewerbe der Rußbrenner. Der bei der unvollständigen Verbrennung des Pechkuchens im Rauch enthaltene feine Ruß wird niedergeschlagen. Das stark expandierende Buchdruckergewerbe benötigte diesen Ruß zur Herstellung der Druckerschwärze. Auch Maler verwendeten den Ruß zur Herstellung von Farben. Spätestens ab 1456 durch die Revolutionierung des Buchdruckes durch Johannes Gutenberg entstand ein enormer Bedarf an Druckerschwärze. Die Rußbrennerei wurde zum florierendem Gewerbe.
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Pecher :

Pecherei
Pecher bei der Arbeit

Pecherei ist der im südlichen Niederösterreich gebräuchliche Ausdruck für die Harzgewinnung aus Schwarzkiefern. Die Pecherei diente der Gewinnung von Baumharz, auch „Pech“ genannt, das in weiterer Folge zu einer Reihe chemischer Produkte verarbeitet wurde. Denjenigen, der die Pecherei ausübt, bezeichnet man als Pecher. Im Jahr 2011 wurde die Pecherei in Niederösterreich von der UNESCO in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen[1].

Der wichtigste Nutzungsbaum für die Pecherei war die Schwarzkiefer (Pinus nigra), die von allen europäischen Nadelhölzern der harzreichste Baum ist und schon von den Römern zur Harzgewinnung verwendet wurde. Mit 90 bis 120 Jahren befand sich eine Föhre im günstigsten Alter zur Harzgewinnung. In Niederösterreich ist die österreichische Schwarzföhre der vorherrschende Baum, dessen Harz besonders hochwertig war und das österreichische Pech zum besten der Welt machte.
Inhaltsverzeichnis

1 Geschichte
2 Rohstoffe und Verarbeitung
3 Die Jahresarbeit des Pechers
3.1 Grandl- oder Schrottmethode
3.2 Zeschen und Plätzen
3.3 Ritzen
3.4 Zeschen und Hobeln
3.5 Die Harzernte
4 Weitere Werkzeuge und Einrichtungen
5 Auswirkungen auf den Baum
6 Literatur
7 Einzelnachweise
8 Weblinks

Geschichte

Im südlichen Niederösterreich, vor allem im Industrieviertel und im Wienerwald, wurde die Pecherei vermutlich seit dem 17. Jahrhundert betrieben. Eine Urkunde aus dem Jahr 1830 beschreibt dies so:

„Die Einwohner treiben den Feldbau und besitzen unweit des Dorfes im Gebirge ihre Waldungen, woraus sie Holz und Pech verkaufen.“[2]

Ab Beginn des 18. Jahrhunderts begannen Grundherrschaften die Pechgewinnung zu fördern, was zur Entstehung von Pechhütten zur Harzverarbeitung führte. In dieser Zeit wurde die Pecherei und der Handel mit dem Harz zu einer wichtigen Einnahmequelle für Teile der Bevölkerung.

In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts erlebte die Harzgewinnung und Pechsiederei ihre erste Blütezeit, Preise und Erträge stiegen aufgrund der steigenden Nachfrage ebenfalls stark an.

Ein literarisches Denkmal für dieses Handwerk setzte Adalbert Stifter mit seiner Erzählung Granit. Für die bäuerlichen Familien in diesem Landstrich bildete die Harzgewinnung eine wichtige Einnahmequelle. Ab den 1960ern kam dieses Gewerbe jedoch langsam zum Erliegen. Grund dafür waren vor allem Billigimporte aus den ehemaligen Ostblockländern sowie aus der Türkei, aus Griechenland und aus Portugal. Hinzu kamen noch Fortschritte in der technischen Chemie, die das Harz als Rohstoff in vielen Bereichen überflüssig machten.

Das österreichische Sozialversicherungsrecht kennt bis heute den Beruf des „selbstständigen Pechers“, der wie folgt definiert wird:

„selbständige Pecher, das sind Personen, die, ohne auf Grund eines Dienst- oder Lehrverhältnisses beschäftigt zu sein, durch Gewinnung von Harzprodukten in fremden Wäldern eine saisonmäßig wiederkehrende Erwerbstätigkeit ausüben, sofern sie dieser Erwerbstätigkeit in der Regel ohne Zuhilfenahme familienfremder Arbeitskräfte nachgehen.“[3]

Rohstoffe und Verarbeitung
1 Rowisch, 2 Schartenhobel, 3 Schrott- oder Mondhackl, 4 Anzeschhacke, 5 Rintler, 6 Fürhackdexel, 7 Fürhackhacke, 8 Anschlaghammer, 9 Pechnagel, 10 Anschlageisen, 11 Plätzdexel, 12 Hobel, 13 Ritzer, 14 Pechkrickel, 15 Pechscherreisen

Das Rohharz ist hellgelb. Es ist reich an organischen Kohlenwasserstoffen, arm an Sauerstoff und stickstofffrei. Rohharz besteht aus einem Gemisch von vorwiegend aromatischen Stoffen mit Säureeigenschaften. Seinen aromatisch-würzigen Geruch verdankt das Pech den in ihm reichlich enthaltenen ätherischen Ölen.

Der Harzfluss ist je nach Jahreszeit und Witterung unterschiedlich, Wärme und Feuchtigkeit wirken sich günstig aus. Pro Stamm und Jahr konnten drei bis vier Kilogramm Pech gewonnen werden. Damit ein Pecher mit seiner Familie bescheiden leben konnte, musste er 2500 bis 3000 Bäume harzen. Sein Arbeitstag begann meist schon vor Sonnenaufgang mit dem Marsch zum Arbeitsplatz in den Föhrenwald und dauerte oft zehn bis zwölf Stunden.

Die aus dem Harzbalsam im Dampfdestillationsverfahren hergestellten Produkte, das Terpentinöl und Kolophonium, wurden vorwiegend in der Papier-, Lack-, Seifen-, Kabel- und Schuhcremeindustrie verwendet.
Die Jahresarbeit des Pechers

Das Arbeitsjahr des Pechers mit unterschiedlichen Schwerpunkttätigkeiten gliedert sich in Anlehnung an die Jahreszeiten. Wichtigste Arbeiten im Winter waren das Vorbereiten der Geräte und das Anfertigen der Pechscharten mit dem Schartenhobel.

Besonders aufwändig waren die Arbeiten im Frühjahr. Je nach verwendeter Methode unterschieden sich dabei die einzelnen Arbeitsschritte:
Grandl- oder Schrottmethode

Zu Beginn der Pecherei sammelte man das Harz am unteren Stammende in einfachen, mit Lehm ausgeschmierten Erdgruben. Wegen der dadurch verursachten Verschmutzung des Harzes entwickelte man die Grandl- oder Schrottmethode. Dazu arbeitete der Pecher für die Harzaufnahme in Bodennähe mit der Hacke eine „Grandl“ oder „Schrott“ genannte Ausnehmung aus dem Holz heraus. Da der neue Harzbehälter glatt und sauber sein musste, wurde das Grandl mit einer schmaleren Hacke mit abgerundeter Schneide, dem Mond- oder Schrotthackl (3), geglättet. Mit einem zugespitzten Holzstück, dem Rowisch (1), wurden die Holzspäne aus dem Inneren entfernt. Gleichzeitig diente der Rowisch als Zählstab: Nach jedem neu angefertigten Schrott schnitt der Pecher eine Kerbe in den Rowisch. So kannte er immer die Anzahl der fertigen Bäume.

Mit dem Dexel, der später auch das Zunftzeichen der Pecherei wurde, und der Hacke (7) entfernte der Pecher anschließend die Rinde vom Baumstamm. Um nun den Harzfluss in den Sammelbehälter leiten zu können, mussten Pechscharten quer über den Stamm angelegt werden.

Etwa dreimal in zwei Wochen folgte vom Frühjahr bis zum Frühherbst das Plätzen als älteste Arbeitsmethode. Dabei schlug der Pecher mit dem Plätzdexel (11) stückweise die Rinde bis zum Stamm herunter, sodass die Lachte immer größer wurde und der Harzfluss aufrecht blieb.

Ein Grandl oder Schrott nahm je nach Größe zwischen 0,25 und 0,35 kg Pech auf. Ein auf diese Weise bearbeiteter Baum konnte 12 bis 18 Jahre lang Pech liefern.
Zeschen und Plätzen

In der Zwischenkriegszeit begann die Umstellung von der Grandl- auf die Zapfbechermethode, bei der Pechhäferl verwendet wurden. Dazu mussten neue Pechbäume, die „Heurigen“ vom Boden weg mit der Hacke abgerichtet werden. Bei diesem Vorgang, dem Zeschen, wurde zuerst mit der Anzeschhacke (4) und dann mit dem Rintler (5) die Rinde von etwa einem Drittel des Stammumfanges entfernt, sodass eine V-förmige Abgrenzung entstand.

Anschließend musste der Pecher mit dem Fürhackdexel (6) oder mit der Anzeschhacke jeweils an der rechten Seite des Baumstamms eine Nut zur Aufnahme der Pechscharten, die Laß, hacken und die Pechscharten einziehen. Knapp unterhalb der engsten Stelle wurde mit dem Fürhackdexel ein Schnabel zur Aufnahme des Pechhäferls herausgehackt, eine Pechnagellänge darunter ein Pechnagel (9) eingeschlagen und zum Schluss das Pechhäferl mit dem Deckel aufgesetzt. Damit war der Baum zur Harzgewinnung fertig vorbereitet und musste, wie oben beschrieben, in regelmäßigen Abständen geplätzt werden.

Die bereits mehrere Jahre gepechten Bäume wurden auf ähnliche Weise bearbeitet. Beim „Fürhacken“ nahm der Pecher seine Arbeitsgeräte, die Pechscharten, den Pechnagel und die Pechhäferl beim Hinaufklettern auf die Leiter mit. Nach dem Entfernen der Rinde mit dem Rintler (5), dem Aufhacken, also dem Entfernen des verkernten Teils an den Lachterändern, dem Laßhacken und dem Einsetzen der Pechscharten folgte statt des Schlagens des Schnabels mit dem Fürhackdexel das Anschlagen mit dem Anschlageisen (10) und -hammer (11).
Ritzen

Wie bei allen Bearbeitungsmethoden musste beim Rillenschnitt, dem Ritzen, vorher mit dem Rintler (5) der obere Teil der Baumrinde entfernt werden. Anschließend nahm der Pecher mit dem Ritzer eine mehrere Millimeter dicke Rindenschicht ab. Wichtig war dabei eine genaue Schnittführung. Bei diesem Hobelverfahren entstanden keine zusammenhängende Flächen, sondern v-förmige Rillen im Stamm. Dadurch ersparte sich der Pecher das Einsetzen der Pechscharten, da das Harz durch die Rillen ins Pechhäferl fließen konnte.

Obwohl bei der Ritzmethode durch den Wegfall des Fürhackens eine Arbeits- und Zeitersparnis entstand, wurde sie im südlichen Niederösterreich nur vereinzelt angewendet, da der Ertrag bis zu 50 % geringer war als bei den beiden anderen Harzgewinnungsverfahren, dem Plätzen und Hobeln. Das Hauptproblem beim Ritzverfahren lag aber in der Verstopfung der Rillen mit Harz. Deshalb kehrten die meisten Pecher wieder zum Hobelschnitt zurück. Der Rillenschnitt wurde vorwiegend bei der Harznutzung der Weißkiefer angewendet.
Zeschen und Hobeln

Da das Plätzen sehr anstrengend war, entwickelten die Pecher die neue Arbeitsmethode des Hobelns. Das war nicht nur weniger anstrengend, sondern erforderte auch einen geringeren Zeitaufwand.

Das Arbeitsverfahren für neue und bereits mehrere Jahre bearbeitete Pechbäume blieb wie bereits oben beschrieben gleich, nur wurde anstelle des Plätzens eben das Hobeln angewendet. Mit dem Hobel (12) schnitt der Pecher mit einem einzigen Schnitt einen breiten, flachen Span vom Stamm. Beim Plätzen konnte dies erst mit vielen Schlägen des Dexels erreicht werden. Auf diese Weise brauchte er nur etwa ein Sechstel der Zeit, die er für das Dexeln benötigt hatte.

Nicht nur bei neu angelegten Pechbäumen, den sogenannten „Heurigen“, sondern auch bei bereits seit mehreren Jahren bearbeiteten Föhren wurde das Hobeln praktiziert und zwar wie beim Plätzen insgesamt dreimal innerhalb von zwei Wochen, wobei der Pecher meist in der ersten Woche ein Mal und in der zweiten Woche zweimal aufhobelte. Das wiederholte sich etwa sechs bis acht Mal, bis das Häferl voll war () und begann anschließend wieder von vorn.
Pechbaum: 1 Rinde, 2 Lachte, 3 Pechscharten, 4 Laß, 5 Leben, 6 Schnabel, 7 Pechhäferl, 8 Nagel
Die Harzernte

Bei der je nach Witterung drei- bis viermal jährlich von Frühjahr bis Herbst stattfindenden Harzernte, dem „Ausfassen“, helfen meist die Familie und Verwandte mit. Dabei wurden die rund 0,75 bis 1 kg des Pechhäferls mit dem Pechlöffel in das zwischen 25 und 30 Pechhäferl fassende Pechpittel geleert und dieses wiederum in das Pechfass gegeben. Das so genannte „Pechscherrn“ bildete im Herbst die letzte Arbeit des Pechers. Dabei musste mit dem Pechscherreisen (15) das festgewordene Harz von der Lachte entfernt werden. Mit dem Pechkrickel kratzte der Pecher das starre Harz am Schartenrand und an der Laß ab und nahm die Pechscharten heraus. Das in einem Schurz, dem Scherrpechpfiata, aufgefangene Harz leerte er in das nach oben offene Scherrpechfass und trat es mit den Füßen fest. Dieses Scherrpech war von schlechterer Qualität als das Häferlpech und erzielte deshalb auch nur einen geringeren Preis.
Weitere Werkzeuge und Einrichtungen

Ein unentbehrliches Hilfsmittel für die Bearbeitung von bereits mehrere Jahre gepechten Bäumen war die Leiter. Sie wurde aus zwei dünnen, langen Föhrenbäumchen, die als Holme dienten, und zähem Hartriegelholz für die Sprossen angefertigt. Bis zu 22 Leitersprossen, das entspricht einer Höhe von 6 m, ist ein Berufspecher mehrere hundert Male am Tag hinauf gestiegen, hat den Stamm bearbeitet und ist dann mit den an den Oberschenkeln und Knien befestigten Rutschflecken aus Leder hinuntergerutscht.

Nach alter Gepflogenheit wurde mitten im Wald eine Pecherhütte aus Holz errichtet. Sie ähnelte einer Holzhackerhütte und diente vor allem als Schutz und Zuflucht bei Schlechtwetter. Innen stand meist ein grob gezimmerter Tisch und eine Bank. Hier nahm der Pecher auch gelegentlich sein Essen ein. Ab und zu war auch ein Ofen aufgestellt. Fast immer ging der Pecher täglich nach Hause, nur in Ausnahmefällen nächtigte er in der Hütte. Damit die zur Bearbeitung der verschieden hohen Bäume benötigten Leitern nicht immer nach Hause mitgenommen werden mussten, wurde ein Leiterplatz errichtet.

Für die Harzernte, das Ausfassen, wurden anfangs (Rinn-)Pechfässer aus Hartholz, später Eisen- und zuletzt Plastikfässer im Waldboden bis zur Hälfte eingegraben und blieben bis zum Abtransport in den Pechverarbeitungsbetrieb im Wald. Ein volles Holzfass wog zwischen 130 und 160 kg, ein Eisenfass zwischen 180 und 200 kg.

Um die mitgebrachte Jause besonders im Sommer kühl zu halten, baute der Pecher an einem schattigen Platz eine Wassergrube. Dazu hob er das Erdreich ab, stellte Seitenwände mit Steinen auf, setzte ebenfalls aus einem Stein einen Deckel auf und bestreute zum Abschluss die kleine Grube mit Reisig.
Auswirkungen auf den Baum

Im Gegensatz zum in den Anfängen praktizierten Pechen durch Abbrennen der Rinde über den gesamten Stammumfang der Föhre, bei dem der Baum abstarb, beeinträchtigt die modernere Form, bei der die Rinde nur von rund einem Drittel des Stammumfanges entfernt wird, die Lebensfähigkeit des Baumes nicht. Zwar ist der Stamm im Bereich des freigelegten Holzes anfälliger für Witterungseinflüsse und Schädlinge, doch wird die Baumwunde durch das austretende Harz auch konserviert und geschützt. Es ist daher möglich, eine Föhre ein zweites Mal – auf der gegenüberliegenden Seite – zu pechen. Die Versorgung der Krone mit Wasser und Nährstoffen wird dann durch zwei schmale, einander gegenüberliegende Rindenstreifen, dem „Leben“, gewährleistet, sodass der Baum auch in diesem Fall noch weiter wachsen kann. Derartige Bäume wurden „Lebenszuleiter“ genannt.

Das Holz von gepechten Bäumen ist allerdings von geringerer Qualität als das ungepechter und wird daher lediglich als Brennholz verwendet.
Literatur

Herbert Kohlross (Hrsg.): Die Schwarzföhre in Österreich. Ihre außergewöhnliche Bedeutung für Natur, Wirtschaft und Kultur. Eigenverlag, Gutenstein 2006. ISBN 3-200-00720-6
Erwin Greiner: Pecher, Pech und Piesting. Eine lokalhistorische Dokumentation über die Schwarzföhre, das Pech, den Pecher und das Harzwerk sowie über die Frühgeschichte von Markt Piesting und Umgebung. Fremdenverkehrsverein, Markt Piesting. Niederösterreichische Verlags Gesmbh, Wiener Neustadt 1988.
Heinz Cibulka, Wieland Schmied: Im Pechwald. Edition Hentrich, Wien-Berlin 1986. ISBN 3-926175-13-3
Helene Grünn: Die Pecher. Volkskunde aus dem Lebenskreis des Waldes. Manutiuspresse, Wien-München 1960.

Einzelnachweise

? Pecherei in Niederösterreich Nationalagentur für das Immaterielle Kulturerbe, abgerufen am 3. April 2011
? Friedrich Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Oesterreich unter der Ens, durch umfassende Beschreibung aller Burgen, Schlösser, Herrschaften, Städte, Märkte, Dörfer, Rotten,C., C., topographisch-statistisch-genealogisch-historisch bearb., und nach den bestehenden vier Kreisvierteln gereihet. 3. Auflage, Band 2, Teil 2, Wien 1834, S. 271.


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Deutsch: Verschiedene Werkzeuge der Pecherei:

Zu sehen sind: 1 Rowisch, 2 Schartenhobel, 3 Schrott- oder Mondhackl, 4 Anzeschhacke, 5 Rintler, 6 Fürhackdexel, 7 Fürhackhacke, 8 Anschlaghammer, 9 Pechnagel, 10 Anschlageisen, 11 Plätzdexel, 12 Hobel, 13 Ritzer, 14 Pechkrickel, 15 Pechscherreisen

Das Bild gibt die natürlichen Größenverhältnisse der einzelnen Werkzeuge zueinander (mit Ausnahme des vergrößert dargestellten Rowischs) richtig wieder. Alle Werkzeuge stammen aus dem Raum um Hernstein im südlichen Niederösterreich.

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Pechofen :

So entstand der Name Pechhütte

Im Mittelalter gab es im Finsterwalder Becken mindestens 14 Pechöfen. Die meisten von ihnen befanden sich östlich der Kleinen Elster. Darunter auch der älteste Pechofen, der sich im Ort "Pechhouin" befand. Dieser wurde erstmals im Jahre 1311 urkundlich erwähnt und dürfte sich in der Nähe der heutigen Ortschaft Staupitz befunden haben.
Allerdings wurden erst wieder im Jahre 1593 vier weitere Pechöfen im Amt der Stadt Finsterwalde genannt. Dazu gehörte auch einer südlich vom damaligen Nehesdorf, dem heutigen südlichen Teil von Finsterwalde. Erst etwa 30 Jahre später, nämlich im Jahr 1620, wurde der Pechofen zu Grünhaus genannt.
Der ehemalige nehesdorfer Ortsteil wurde erstmals am 2. April 1675 erwähnt. Es ist wohl davon auszugehen, daß der Ofen südlich von Nehesdorf dem Ort Pechhütte seinen Namen gegeben hat, da der Ort Grünhaus, welchen es heute durch den Tagebau nicht mehr gibt, zu weit von dieser Stelle entfernt gewesen sein dürfte.
In der Gegend um Pechhütte gab es früher 9 Pechöfen, von denen der letzte noch mindestens bis zum Jahre 1857 bestanden hat. Es wird vermutet, daß ein gewisser Hans Bartsch der erste Pechmeister von Pechhütte gewesen ist. Er fand im Jahre 1721 erstmals Erwähnung.
Und so wurde damals das Pech gemacht

Das Pech wurde damals in Pechöfen durch Schwelen hergestellt. Hierzu wurde auf einem kleinen Erdhügel ein runder, doppelwandiger Kuppelofen aus Lehmziegeln um eine Blechwanne herum errichtet, die das Pech auffangen sollte, so daß es später durch eine Rinne nach außen gelangen konnte. Hier wurde es in Trögen aufgefangen. Lediglich eine kleine Öffnung ließ man, um ein Bestücken des sog. Pechmeilers mit Holz zu ermöglichen und um später entstandene Holzkohle entnehmen zu können.
Im Inneren des Ofens wurde dann kienreiches, also besonders harzhaltiges Kiefernholz, aufgestapelt. Es ist davon auszugehen, daß in dieser Zeit eine sehr starke Kiefernvegetation in dieser Gegend anzufinden war. Holz hatte man also genug. Zu einer Schädigung durch übermäßiges Abholzen konnte es gleichfalls nicht kommen, da man zum Pechbrennen ausschließlich Stöcke, schlechte Stämme und Wurzeln verwenden durfte.
In dem Hohlraum zwischen den doppelten Wänden wurde dann im unteren Teil des Ofens durch kleine Löcher ein Kohlefeuer entfacht. Dabei konnte man die Glut unter der Auffangwanne ziemlich gleichmäßig verteilen.
Durch die dabei entstandene große Hitze wurde das im Holz enthaltene Harz flüssig, so daß es aus den Holzstücken herausquoll und nach unten abfloß. Da durch das Schwelen des Holzes auch Kohlenstoff frei wurde, nahm diese klebrige Masse eine schwarze Farbe an und tropfte letztendlich als Pech aus dem Meiler nach draußen.
Seit der Bestückung des Meilers bis zu diesem Zeitpunkt waren jetzt ca. 3 Wochen vergangen.
(Abbildung aus Adebar, Zeitung für den Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft, Winter 1998/99, 2.Jahrgang, Nr. 1) 

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Pfälzerwald


Höchster Gipfel Kalmit (673 m ü. NN)
Lage Rheinland-Pfalz, Nordelsass (Frankreich)
Teil des Nordfranzösischen Schichtstufenlandes
Einteilung nach Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands/Konzept der Arbeitsgruppe Landschaftsnamen[1]
Koordinaten ?49° 17' N, 7° 53' OKoordinaten: 49° 17' N, 7° 53' O (Karte)
Typ Mittelgebirge
Gestein Hauptsächlich Formationen des Unteren, Mittleren und Oberen Buntsandsteins;
im südöstlichen Teil Gesteine des Rotliegend und des Zechsteins
Alter des Gesteins Gesteinseinheit des Buntsandsteins: etwa 251–243 Millionen Jahre;
Gesteinseinheit des Zechsteins: etwa 256–251 Millionen Jahre
Fläche Je nach Definition der Grenzen 1.589.4 oder 1.771 km²
Besonderheiten Teilgebirge Haardt (Ostrand) und Wasgau (Südteil)

Die Mittelgebirgslandschaft Pfälzerwald (so die amtliche Schreibweise, häufig auch Pfälzer Wald, in naturräumlichen Gliederungen auch Haardtgebirge)[2] im Bundesland Rheinland-Pfalz ist das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands[3] und eine der größten zusammenhängenden europäischen Waldflächen. Seine Ausdehnung beträgt, je nach naturräumlicher Abgrenzung, 1589,4 km² entsprechend 158.940 Hektar[2] oder 1771 km² entsprechend 177.100 Hektar,[4] wobei 82 bis 90 Prozent der Fläche von Wald bedeckt sind. Damit nimmt er ein gutes Drittel der gesamten Pfalz ein, deren zentrale Landschaft er darstellt und von der er seinen Namen hat. Kaum kleiner ist mit etwa 70 Prozent der Fläche seine südliche Fortsetzung auf französischem Boden (Vosges du Nord), die sich bis zur Zaberner Steige zieht und dort durch die Vogesen im engeren Sinne abgelöst wird.

Der mit 179.800 Hektar[5] etwas größere Naturpark Pfälzerwald umfasst zusätzlich den Landstrich zwischen Haardtrand und Deutscher Weinstraße im Osten sowie die Täler von Eckbach und Eisbach im Nordosten. Das Biosphärenreservat Pfälzerwald-Vosges du Nord, das auch die französische Fortsetzung umfasst, hat eine Fläche von 310.500 Hektar.
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Saegmüller : 

Sägewerk
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Klassische Sägemühle in Arizona
Alte Sägemühle, noch in Verwendung und mit Wasserkraft betrieben, in Zell (Kärnten)
Alte Gattersäge in Puchberg am Schneeberg
"De Salamander" in Leidschendam, Niederlande
Lasergesteuerter Zuschnitt in einem Sägewerk
Mobiles Sägewerk im Schwarzwald
Die römische Sägemühle von Hierapolis, die erste bekannte Sägemühle[1]
Sägewerk im Fourneau Saint Michel.
Sägewerk im Fourneau Saint Michel.

Sägewerke (regional auch Sägemühle, Sagi (CH), Schneidmühle, Bordmühle, Brettmühle oder Brettsäge genannt) sind Wirtschaftsbetriebe, die der Aufarbeitung des von der Forstwirtschaft angelieferten Rundholzes zu Brettern, Kanthölzern und Balken dienen.
Inhaltsverzeichnis

1 Produkte und Prozesseinheiten
2 Geschichte
3 Literatur
4 Einzelnachweise
5 Weblinks

Produkte und Prozesseinheiten

Die Produkte werden auch Schnittholz (Schnittware) genannt. Der Einschnitt erfolgt überwiegend an Gattersägen, aber auch an Band- und Kreissägen. Heutzutage werden auch vermehrt Profilzerspaner eingesetzt.

Geschichtlich sind Sägewerke etwa ab dem 4. Jahrhundert überliefert. Angetrieben wurden sie früher meist durch ein Wasserrad, später durch Dampfmaschinen oder Dieselmotoren und heute üblicherweise mit Elektromotoren.

Ein Sägewerk besteht im Wesentlichen aus folgenden Prozesseinheiten:

Rundholzplatz – Anlieferung und Lagerung des Rundholzes
Rundholzsortieranlage – Entrindung, elektronische Vermessung und Sortierung des Rundholzes
Einschnittlinie – Das Herz des Sägewerks. Hier wird das Rundholz zu Schnittholz verarbeitet. Als Hauptmaschinen wurden und werden traditionell Gattersäge und Bandsägen verwendet. Moderne Anlagen nutzen leistungsfähige Zerspaner-Kreissägen-Kombinationen, Profilspaner oder Gatter-Kreissägen-Kombinationen.
Schnittholzsortierung – Kanthölzer, Bohlen, Bretter und anderes mehr werden hier elektronisch vermessen und nach Abmessung und Qualität sortiert.
Paketier- beziehungsweise Stapelanlage – Das Schnittholz wird hier für die Lagerung oder Trocknung zu so genannten Luftstapeln oder zu fertigen Versandpaketen zusammengetragen.
Trockenanlage – In Trockenkammern wird das Schnittholz auf die für die Weiterverarbeitung und -verwendung geforderte Holzfeuchtigkeit gebracht.
Das Hauptprodukt ist Schnittholz, das zu Brettschichtholz, Konstruktionsvollholz (KVH), Massivholzplatten, Hobelware, Profilholz weiterverarbeitet oder sägerauh zu diversen Bauzwecken (Dachkonstruktionen, Dachschalungen, Außenschalungen, diverse Bauzwecke) verwendet wird.

Die anfallenden Sägenebenprodukte werden ebenfalls weiterverwertet:

Rinde wird zu Heizzwecken verbrannt (Biomasse) oder in Rindenmulch verwandelt.
Sägespäne, Sägemehl und Absiebungen werden als Rohstoff in der Faserplattenindustrie verwendet oder zu Pellets gepresst.
Hackgut (Hackschnitzel) und Kappholz geht hauptsächlich in die Papierindustrie zur Zellstoffherstellung oder wird ebenfalls zu Heizzwecken verbrannt oder verpresst zu Pellets.


Grundsätzlich wird zwischen Laub- und Nadelholzsägewerken unterschieden.

Die größten Laubholzsägewerke Deutschlands betreibt die Pollmeier Massivholz GmbH & Co. KG. Ihren Hauptsitz hat das Unternehmen in Creuzburg und betreibt zwei weitere Sägewerke in Malchow und Aschaffenburg. Jährlich werden an den drei Standorten weit mehr als 600.000 Festmeter Buchenrundholz eingeschnitten.

Über das größte Nadelholzsägewerk Europas verfügt die Ilim Nordic Timber in Wismar. Auf zwei Profilierlinien von LINCK HVT werden jährlich 2,2 Millionen Festmeter Rundholz im Mehrschichtbetrieb verarbeitet. Die Vorschubgeschwindigkeit der Linie I beträgt maximal 150 Meter pro Minute, die der Linie II maximal 160 Meter pro Minute.

Gemessen an der Produktionskapazität ist der finnisch-schwedische Konzern Stora Enso Timber das zweitgrößte Forstunternehmen der Welt. Das Unternehmen betreibt 25 Sägewerke in elf Ländern, in denen 7,5 Millionen Kubikmeter Schnittholzprodukte verarbeitet werden. Stora Enso ist mit über 700 Jahren die älteste Aktiengesellschaft der Welt.
Geschichte

Die Sägemühle von Hierapolis war eine römische wassergetriebene Steinsägemühle in Kleinasien (heutige Türkei) aus dem 3. Jh. n. Chr. Die Wassermühle ist die erste bekannte Maschine, bei der eine Drehbewegung mithilfe von Kurbelwelle und Pleuelstange in eine lineare Bewegung umgesetzt wurde.[1]


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Teer:
Teeröle können zur Gewinnung von Aromaten wie beispielsweise Naphthalin, Anthracen und Phenanthren sowie zur Produktion von Imprägnierölen für den Holzschutz und zur Herstellung von Ruß genutzt werden.

Steinkohlenteeröl hat nach wie vor eine große Bedeutung für den industriellen Holzschutz, z. B. für Eisenbahnschwellen oder Energieleitermasten. Es wurde in den letzten Jahren weiterentwickelt, um seine Umweltverträglichkeit zu verbessern.

Entgegen der im allgemeinen Sprachgebrauch für das Einbauen von Asphalt auf Straßen verwendeten Bezeichnung teeren ist Teer seit den 1970er Jahren in Deutschland (in den neuen Bundesländern seit 1990) für den Einsatz im öffentlichen Straßen- und Wegebau verboten und vollständig durch Bitumen ersetzt.

In manchen Fällen wurde auch so genanntes Carbobitumen (auch Pechbitumen) verwendet. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus Bitumen und Teer. Diese Mischform ist ebenso wie der reine Teer als gesundheitsschädlich einzustufen und muss gesondert entsorgt werden.

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Terpentin
Verwendung
Aus Terpentin wird Kolophonium gewonnen.

Terpentin dient hauptsächlich dazu, Harze weicher und geschmeidiger zu machen, und wird daher als Zusatz für Siegellacke, Harzfirnisse, Lacke, Kitte und Ätzgründe verwendet. Zur Herstellung von Lack kann nur die wasserfreie Venezianer Sorte benutzt werden, da sonst trübe Lacke entstehen. Sie verbrennt im Gegensatz zum gewöhnlichen wasserhaltigen Terpentin ohne prasselndes Geräusch. Weiter wird Terpentin häufig als Zusatz zu Salben, Pflastern, Seifen und Hufkitt sowie in der Medizin verwandt. Außerdem bildet es den Rohstoff zur Herstellung von Terpentinöl und Kolophonium. Weiterhin wird es als wichtiges Binde- und Verdünnungsmittel in der Ölmalerei verwendet. Früher wurden Marmorwaschtische, Bodenbeläge usw. mit einer Mischung aus Bienenwachs und Terpentin eingepflegt. In der Restaurierung wird dieses Verfahren immer noch genutzt.

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